Ein Beitrag von Ingeborg Kulgemeyer, aktualisiert im Juli 2021

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Einleitung

Die Leishmaniose ist eine in den tropischen und subtropischen Gebieten der Welt verbreitete Infektionserkrankung, die durch parasitäre Einzeller, die sogenannten Leishmanien (beim Hund in der Regel Leishmania infantum), hervorgerufen und durch den Stich der weiblichen Sandmücke auf Mensch oder Hund übertragen werden kann.

Nicht nur der Mensch, auch der Hund kann sich in südlichen Regionen mit Leishmaniose infizieren. Bei Urlaubsreisen mit dem Hund oder für Halter eines Tierschutzhundes aus dem Süden ist es daher sinnvoll, sich mit dieser Krankheit auseinanderzusetzen. Dies besonders, weil sie in verschiedenen Erscheinungsbildern und Schweregraden auftritt bzw. heutzutage auch leider eine Art Modediagnose für Hunde aus dem Tierschutz geworden ist.
In diesem Beitrag möchte ich neben sachlichen Informationen zur Erkrankung selbst deshalb auch auf einige Probleme hinweisen, die in Bezug auf Fütterung, Haltung und medizinischer Versorgung von leishmaniosepositiven Hunden entstehen können. Zudem möchte ich praktische und bereits bewährte Lösungswege für betroffene Hunde aufzeigen, die trotz positiven Befundes die bestmögliche Lebensqualität für Hund und Halter bewahren.

 

Grundsätzliches zur Leishmaniose

Leishmaniose gehört beim Hund zu den durch Vektoren (Organismen, die Erreger von einem Wirt zu einem anderen befördern) übertragenen Krankheiten, auch CVBD (Companion Vector-borne Diseases) genannt. Als Krankheitsüberträger fungiert hier die Sandmücke.
Leishmaniose äußert sich sehr unterschiedlich: Von Hautirritationen, die spontan heilen, bishin zu schweren Erkrankungen der inneren Organe findet man eine Vielzahl an Symptomen.

Grundsätzlich werden drei verschiedene Hauptformen der Leishmaniose unterschieden, die abhängig von der betreffenden Region, in der die Infektion stattfindet, auftreten:

Da ein Ausbruch der Erkrankung von der Stabilität des Immunsystems abhängt, reicht die Inkubationszeit von 3-7 Monate bishin zu einigen Jahren.

Zoonose

Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die wechselseitig zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Ursache der Krankheit sind hierbei Viren, Bakterien, Parasiten, Pilze, Protozoen (Einzeller), etc.
Auch die Leishmaniose ist eine Zoonose. Das heißt für Hundehalter, theoretisch ist eine Übertragung von Hund auf Mensch und anders herum bzw. von Hund auf Hund möglich. In der Praxis konnte aber noch kein Fall eindeutig nachgewiesen werden. Darum mutet das immer häufiger von Tierärzten praktizierte Trennen von leishmaniosepositiven und -negativen Hunden in den Wartezimmern sehr befremdend an. Eine Ansteckungsgefahr besteht vor allen Dingen, wenn Blut mit Blut in Kontakt kommt wie etwa bei einer Bluttransfusion. Dies gilt übrigens auch für die Übertragung von Mensch zu Mensch, die nur während der Geburt von der Mutter auf das Kind oder durch Blut- oder Organspenden stattfindet.
Letztendlich bedeutet dies für den Hundehalter, dass die Gefahr sich bei (s)einem leishmaniosepositiven Hund anzustecken, in der Praxis – normale Hygienemaßnahmen vorausgesetzt – eigentlich nicht existiert.

Resistenzen

Mittlerweile treten auch in Süddeutschland vereinzelt Sandmücken auf, was aber nicht zu einer Panik führen sollte. Zuerst einmal benötigt die Sandmücke einen infizierten Wirt, um die Erkrankung überhaupt weitergeben zu können. Zudem sollte man die Rechnung nicht ohne das körpereigene Immunsystem von Mensch und Tier machen.

Sowohl Menschen als auch Hunde können natürliche Resistenzen gegen Leishmaniose aufbauen. Das bedeutet, sie werden zwar durch den Stich der Sandmücke infiziert, bilden sogar häufig Antikörper, werden aber nicht krank. Man spricht hier von einer subklinischen Infektion.
Dies gilt anscheinend für den Großteil der Bevölkerung und der Hundepopulation der Länder, in denen diese Erkrankung beheimatet ist. Von einem Hochrisikogebiet bzw. einem Massensterben von Mensch und Tier kann keine Rede sein. Schätzungen zufolge sind in den mediterranen Regionen über 50 % der Hunde mit Leishmanien infiziert, ohne daran zu erkranken (Quelle: Praktikum der Hundeklinik, Paul Parey Verlag, 10. Auflage, Seite 317). Hierbei spielt auch eine nicht antikörperbasierte, die sogenannten TH1-vermittelte zelluläre Immunabwehr eine wichtige Rolle, insbesondere wenn die Hundepopulation seit Generationen schon mit diesen Einzellern in Kontakt gekommen ist. Der hierdurch aufgebaute natürliche Schutz verhindert den Ausbruch der Erkrankung bzw. mindert den Schweregrad deutlich.

Trotzdem darf man diese Erkrankung nicht unterschätzen. Trifft sie auf ein stark geschwächtes Immunsystem, kann sie ausbrechen und im schlimmsten Fall schwere innere Organschäden verursachen, die unter Umständen auch zum Tode führen können.
In Deutschland ist die Hundeleishmaniose durch den in den letzten Jahren vermehrt aufgekommenen Import südländischer Hunde bzw. durch Reisen mit Hunden in die betreffenden Länder zum aktuellen und auch oft kontroversem Thema geworden.

 

Symptome der Leishmaniose

Zu den Symptomen beim Hund gehören: Abmagerung, Appetitmangel oder Fieberschübe sowie Hautveränderungen, Fisteln und Geschwüre. Erste Anzeichen einer Leishmaniose sind häufig vereinzelte Lymphknotenschwellungen sowie Haarausfall und Schuppenbildung im Bereich der Augen (die sog. Brillenbildung), des Ohrrandes oder der Nasen. Die schuppigen, schorfigen oder teilweise nässenden Hautveränderungen können sich auf Hals, Rücken, Gliedmaßen und Pfoten ausbreiten. Im Pfotenbereich verursachen sie aufgrund von Krallenbettentzündungen nicht selten ein übermäßiges Krallenwachstum. Weitere Symptome sind: Blut in Harn oder Kot, Nasenbluten, Milz- und Lebervergrößerung, Muskel- und Gelenkprobleme sowie Verdauungsstörungen wie Durchfälle, Erbrechen, etc.

Anmerkung: Im Zusammenhang mit Leishmaniose ist es wichtig zu wissen: Viele Hunde, die über Tierschutzorganisationen aus den südlichen Ländern nach Deutschland gelangen, weisen solche oder ähnliche Symptome auf, da die jeweilige Lebensgeschichte oft Stoffwechselerkrankungen bzw. andere Krankheitssymptome hinterlassen hat. Das heißt aber nicht zwingend, dass sie an Leishmaniose erkrankt sind. Nicht jeder Hund, der aus dem Süden kommt und abgemagert ist bzw. Durchfall oder Hautveränderungen zeigt, ist auch an Leishmaniose erkrankt!

 

Nachweisverfahren

Aktuell werden insbesondere drei Nachweisverfahren genutzt.

Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT)

Die Leishmaniose-Antikörper-Titer- (LAT-) Bestimmung ist das am häufigsten angewandte, aber leider kein absolut sicheres Nachweisverfahren. Hierbei handelt es sich um einen serologischen Antikörpernachweis (Titer-Bestimmung) aus Blutserum. Es gibt zwar mittlerweile eine spezielle Titerbestimmung nur für Leihmaniose-Erreger, aber unter Umständen kann es zu sogenannten Kreuzreaktionen z. B. mit Babesioseerregern kommen. Ein Anstieg des Titers kann daher auch bedeuten, dass der Hund an Babesiose, etc. leidet.

Darüber hinaus kann sich ein positives Leishmaniose-Testergebnis auch infolge von Stress, Wurmkuren, Impfungen, Medikamenten, Operationen etc. ergeben. Umstände und Behandlungen, die fast immer in irgendeiner Form beim Import von Tierschutzhunden vorliegen. Nach einer bereits überstandenen Leishmaniose bleibt der Titer ebenfalls erhöht. Im schlimmsten Fall muss also eine gesunde Körperreaktion für eine falsche Leishmaniose-Diagnose herhalten. Grundsätzlich ist die Titer-Bestimmung daher kein ausreichendes Mittel, den Verdacht auf Leishmaniose auch definitiv zu bestätigen.

Direkter Erregernachweis (mikroskopisch oder durch Kultur)

Ein relativ sicherer, direkter Erregernachweis kann durch die Entnahme eines Punktats aus Lymphknoten oder Knochenmark erfolgen. Dieser Test ist aber mit einem Eingriff, größerem Aufwand und Unannehmlichkeiten für den Hund verbunden, so dass er in der Praxis nur selten zur Anwendung kommt. Es gibt auch nur wenige Labore, die diesen Test überhaupt durchführen können.

Nachweisverfahren mittels PCR (Polymerase Chain Reaction)

Hierbei handelt es sich um den Nachweis der Erbsubstanz einer Leishmanie im Knochenmark des Hundes. Auch dieses Verfahren ist aufwendig und kostenintensiv. Darüber hinaus liefert es leider kein sicheres Ergebnis. Nicht zuletzt der Nobelpreisträger und Erfinder des PCR-Tests Kary Mullis wies darauf hin, dass neben einem positiven PCR-Test gleichzeitig auch das klinische Symptombild der Erkrankung eindeutig vorliegen sollte, um eine realistische Diagnose stellen zu können. Hier stößt man wieder auf den leider oft nicht beachteten Unterschied zwischen einer subklinischen (z. B. positiver LAT ohne oder mit nur leichten Symptomen) und einer klinischen Leishmanioseinfektion (positive Laborbefunde bei eindeutigen Krankheitssymptomen).

Anmerkung: Ganz wichtig: Ein positiver Leishmaniose-Antikörper-Titer (LAT) sollte immer ein zweites Mal – möglichst mit einem größeren zeitlichen Abstand – gegengeprüft werden. Der Abstand zwischen den Tests eröffnet die Möglichkeit, dass Symptome anderer Ursache dann mit oder auch ohne „normale" Therapien abgeklungen sein können und sich somit klinisch ein ganz anderes Bild ergibt. Ist der zweite LAT ebenfalls positiv, sollte die Verifizierung über ein Punktat erfolgen. Erst wenn definitiv eine Leishmaniose festgestellt wurde, ist der Einsatz von speziellen Leishmaniose-Medikamente gerechtfertigt.

 

Medikamente

Aufgrund der gravierenden Nebenwirkungen erweist sich die Behandlung von Leishmaniose mit Medikamenten als schwierig.
Häufige Anwendung finden Allopurinol, Miltefosin, Megluminatimonat sowie der Wirkstoff Domperidon (Quelle: LeishVet Guideline 2018). Fast alle diese Medikamente dürfen nur für einen bestimmten Zeitraum verabreicht werden, um mögliche (schwere) Nebenwirkungen zu vermeiden (Quelle: LeishVet Guideline 2018). Nur bei Allopurinol scheint man die lange Liste der durchaus heftigen Nebenwirkungen nicht wirklich zu realisieren. Der Einsatz dieses Medikamentes wirkt geradezu flatratemäßig und dies auch schon bei Hunden, die noch keinerlei Symptome aufweisen.

Beim Hund findet Allopurinol oft in Kombination mit den anderen genannten Medikamenten Anwendung. Allopurinol wird in der Humanmedizin als Gichtmittel verwendet. Es unterbindet im Organismus den Abbbau von Purinen zu Harnsäure, wodurch der Harnsäurespiegel absinkt. Hierdurch können Harnsäureablagerungen im Gewebe leichter abgebaut werden. Gleichzeitig wird deren Neubildung erschwert. Allerdings müssen die Nieren die anfallenden Vorstufen der Harnsäure, die sogenannten Xanthine ausscheiden. Nicht selten sind Nierenstörungen sowie Xanthinsteinbildung die Folge einer Allopurinoltherapie. Rein stoffwechseltechnisch also kein Vorteil für den Hund.

Allerdings benötigen Leishmanien die Purine des Wirtes für ihre Vermehrung. Als Purinersatz nehmen die Leishmanien statt der Purine – falls vorhanden – Allopurinol auf. Dies inaktiviert dann die reguläre Entwicklung der Leishmanien im Wirtskörper. Darum setzen viele Tierärzte auf die Kombination von Allopurinol mit einer purinarmen Ernährung. Auch wenn dieser Ansatz nachvollziehbar ist, sollte in jedem Fall eine Abwägung zwischen tatsächlichem Krankheitszustand und möglichen Nebenwirkungen erfolgen. Nur so sind unnötige Kollateralschäden und damit verbundene Verschlechterungen des Gesundheitszustandes des Hundes zu verhindern.

Anmerkung: Die Nebenwirkungen von Allupurinol, insbesondere Nierenstörungen, können gravierend sein. Auch alle anderen Medikamente, wie die in schweren Fällen verwendeten Antimonpräparate, bringen große Belastungen für die Stoffwechselorgane mit sich (Quelle: Leish-Vet Guideline 2018). Der sachgerechte Einsatz solcher Medikamente ist nur sinnvoll und gerechtfertigt, wenn eine Leishmaniose wirklich zweifelsfrei vorliegt, also eindeutig nachgewiesen wurde.

Noch ein Hinweis: Im Zusammenhang mit einer Leishmanioseerkrankung sind regelmäßige Blutuntersuchungen sinnvoll und werden in der Regel auch von den Tierärzten angeraten. Die Erkrankung selbst, aber auch die Verstoffwechselung der verordneten Medikamente können zu Verschlechterungen u. a. der Leber- und Nierenwerte führen. Tritt dieser Fall ein, so ist neben der Anpassung der therapeutischen Maßnahmen auch die Durchführung einer speziellen Diät (siehe unten) empfehlenswert.

 

Ernährung: Natürliche Ressourcen aktivieren

Bei der Ernährung von Hunden mit Leishmaniose sollte die Stärkung und die Stabilisierung des Immunsystems sowie die Entlastung des Stoffwechsels im Mittelpunkt stehen. Es gilt die natürlichen Ressourcen zu aktivieren. Hierbei können hochwertige, artgerechte Komponenten und der Verzicht auf synthetische Zusatzstoffe im Futter große Dienste leisten. Denn nur ein gesundes Immunsystem kann sich erfolgreich gegen eine Infektion bzw. den Ausbruch einer Leishmaniose wehren. Auch bei der Bekämpfung einer bereits vorliegenden Leishmaniose spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle.

Grundsätzlich ist daher eine spezielle Leishmaniose Diät empfehlenswert. In der Praxis werden die meisten leishmaniosekranken Hunde erfolgreich mit einem Nierendiätfutter gefüttert. Dies beruht auf der Tatsache, dass die Nieren sowohl durch die Erkrankung selbst als auch durch die Medikamente besonders gefordert bzw. belastet sind.

 

Wichtig: Ein angemessener Puringehalt

In der Ernährung von leishmaniosekranken Hunden wird häufig über den Puringehalt der Ration diskutiert. Purine sind organische Verbindungen, die der Organismus zum einen selbstständig synthetisieren kann und die er zum anderen auch mit der Nahrung – insbesondere über tierische Komponenten – aufnimmt.
Normalerweise werden Eiweiße im Verdauungstrakt in ihre Bestandteile zerlegt und verstoffwechselt. Hierbei werden die in der Nahrung enthaltenen Purine über das Zwischenprodukt Harnsäure in der Leber mit Hilfe des Enzyms Urikase zu Allantoin umgewandelt. Allantoin ist wasserlöslich und kann daher relativ problemlos über die Nieren ausgeschieden werden. Je höher der Puringehalt, desto größer ist die Beanspruchung der Nieren durch die vermehrt anfallende Harnsäure. Ein hoher Harnsäurespiegel erhöht die Gefahr von Nierenerkrankungen, Harnsteinen und Harngrieß.

Bei leishmaniosekranken Hunden ist krankheitsbedingt die Belastung der Stoffwechselorgane – insbesondere von Leber und Nieren – höher als bei gesunden Hunden. Zusammen mit den oft verabreichten starken Medikamenten und der Tatsache, dass Leishmanien sich mit Hilfe der Purine im Wirt vermehren können, ist darum ein moderater Puringehalt in der Ernährung wichtig.

Eine natürliche Einschränkung erfährt die Reduzierung des Puringehaltes allerdings dadurch, dass insbesondere Fleisch und andere hochwertige Eiweiße einen hohen Puringehalt aufweisen. Da der Hund von Natur aus aber Fleisch- bzw. Beutefresser ist, muss eine natürliche Balance geschaffen werden. Hierbei geht es darum, den Hund einerseits ausreichend mit hochwertigen Eiweißen zu versorgen und andererseits eine unnötige Belastung des Stoffwechsels zu vermeiden. Darum ist eine ausgewogene Rezeptur unter Verwendung von qualitätvollen Eiweißquellen, die im Zusammenspiel einen moderaten Puringehalt aufweisen, die erste und wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Fütterung von Hunden mit Leishmaniose. Die Betonung liegt hier auf „Zusammenspiel". Es ist wenig sinnvoll, einzelne purinreiche Zutaten pauschal abzulehnen, ohne deren prozentualen Anteile in der gesamten Futterration zu bedenken. Viele Zutaten, die in diätetisch kleiner Menge einem Futter zugegeben werden, haben einen hohen ernährungsphysiologischen Wert, den man keinem Hund vorenthalten muss. Im Gegenteil, sie komplettieren und optimieren nicht selten eine Fütterung und stärken damit das Immunsystem auch des leishmaniosekranken Hundes. Unabhängig vom Puringehalt der Ration sollten aber auch andere Aspekte Beachtung finden.

Nierenfreundliche Komponenten und moderater Rohaschegehalt

Leishmaniosekranke Hunde sind natürlich nicht nur was den Puringehalt betrifft empfindlicher als andere Hunde. Auch die Anfälligkeit für alle Arten von Nierenfunktionsstörungen und damit zusammenhängenden Erkrankungen ist dementsprechend höher. Dies wird leider nur allzu oft vergessen. Ein ganz wichtiger weiterer Aspekt in der Ernährung dieser Hunde ist darum die grundsätzliche Verwendung von nierenfreundlichen, hochwertigen Zutaten.

Wir empfehlen für die Ernährung von leishmaniosekranken Hunden darum auch einen moderaten Rohaschegehalt der Ration. Ein hoher Rohaschegehalt (Werte über 5 % im Trockenfutter (also in der Trockensubstanz), über 2% bei Nass- oder BARF-Fütterung (in der Frischsubstanz)) führt vor allen Dingen langfristig zu Nierenschäden sowie deren Folgeerkrankungen. Häufig weisen z. B. hartnäckige Probleme mit vermehrter Zahnsteinbildung auf einen zu hohen Rohascheanteil in der Ernährung hin. Ein moderater Rohascheanteil von ca. 3,5 % in der Trockensubstanz kann ernährungsphysiologisch als optimal angesehen werden. Langfristige Nierenschäden durch einen zu hohen Rohaschegehalt sind so nicht zu befürchten.

Verzicht auf synthetische Zusatzstoffe

Ein weiterer Punkt, den wir für eine erfolgreiche Fütterung als wichtig erachten, stellt der Verzicht auf alle synthetischen Zusatzstoffe wie Lock-, Aroma- und Geschmacksstoffe, Antioxidantien, Konservierungsstoffe und letztendlich auch synthetische Vitamine dar. Alle diese chemischen Zusatzstoffe belasten den Leber- und Nierenstoffwechsel unnötig und schwächen zusätzlich das Immunsystem. Gerade bei Hunden mit Leishmaniose spielt aber die Stärkung des Immunsystems eine entscheidende Rolle in puncto Schweregrad der Symptome und Lebensqualität.

Verantwortungsvoller Umgang mit nierenbelastenden chemischen Präparaten und Medikamenten

Grundsätzlich ist neben einer geeigneten Fütterung auch das Thema chemische Präparate und Medikamente zu beachten. Eine noch so purinarme Fütterung zeigt letztendlich keine durchschlagende Wirkung, wenn der Hund gleichzeitig unnötig mit chemischen Substanzen belastet wird. Hier sollte man gerade bei leishmaniosekranken Hunden den natürlichen Präparaten den Vorzug geben. Auch wenn sie im Notfall vielleicht unvermeidbar sind, sollten belastende chemische Medikamente nicht zur Routineabwehr von Parasiten oder schon bei Kleinigkeiten eingesetzt werden. Hier ist zugegebenermaßen ein großes Verantwortungsgefühl der Halterin bzw. des Halters gefragt.

 

Wie kann ich meinen Hund vor Leishmaniose in gefährdeten Regionen schützen?

Einen absoluten Schutz vor dieser Erkrankung gibt es nicht. Weder die auf dem Markt befindlichen chemischen Protectorbänder, andere chemische Präparate, noch eine Impfung sind ein Garant dafür, dass der Hund nicht erkrankt. Außerdem stellt sich bei den chemischen Präparaten wie immer die Frage, ob der gebotene Schutz in einem angemessenem Verhältnis zu der Belastung der Gesundheit des Hundes steht.

Bevor man mit seinem Hund eine Reise z. B. in mediterrane Länder unternimmt, sollte man sich fragen, ob der Hund wirklich mit muss oder ob ein anderes Reiseziel vielleicht auch interessant sein könnte. Ist das Immunsystem des Hundes geschwächt, sei es durch eine chronische oder gerade überstandene, akute Erkrankung, sollte man den Hund zu Hause lassen oder die Reise verschieben.

Grundsätzlich gilt: Der beste natürliche Schutz vor Leishmaniose ist ein stabiles Immunsystem. Darum ist es nicht sinnvoll, den Hund kurz vor dem Urlaub zu entwurmen, zu impfen oder mit chemischen Pflegepräparaten zu behandeln. Sofern diese Aktionen tatsächlich nötig sind, sollten sie frühzeitig (mindestens vier bis sechs Wochen vor der Reise) durchgeführt worden sein. So hat das Immunsystem noch Zeit, sich wieder zu stabilisieren.

Die Anreise sollte so stressfrei wie möglich für den Hund gestaltet werden, denn übermäßiger Stress schwächt das Immunsystem. Am Urlaubsort selbst sollte der Hund ab Eintritt der Dämmerung möglichst im Haus gehalten werden, da Sandmücken vor allen Dingen in der Dämmerung und nachts aktiv sind.

 

Bei positivem Befund heißt es, Nerven zu bewahren!

Eine Leishmaniose-Erkrankung ist kein Todesurteil für den Hund bzw. heißt auch nicht automatisch, dass er ein Leben lang Medikamente nehmen muss. Dies hängt entscheidend von dem Schweregrad der Erkrankung, also der tatsächlichen Symptomatik ab. Zeigt der Hund selbst bei positivem LAT-Test keine Symptome – ist also subklinisch infiziert – sollte man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen und auf Leishmaniose Medikamente ganz verzichten. Auch bei leichten Symptomen ist ein behutsames Vorgehen sinnvoll. Ein „normales" Handling zeigt meisten schon den gewünschten Erfolg. Man sollte nicht vergessen, dass viele Symptome, die bei einer Leishmaniose auftreten auch Ursache anderer Erkrankungen sein können. So ist nicht jede Hautirritation, jeder Gewichtsverlust oder jeder Durchfall ein eindeutiges Leishmaniosesymptom nur weil der LAT-Test positiv war.

Laut LeishVet Guideline 2018 gibt es vier verschiedene Stadien einer Leishmanioseerkrankung. Im ersten Stadium, das z. B. Symptome wie einzelne vergrößerte Lymphknoten (solitäre Lymphadenommegalie) oder Hautentzündungen (Dermatiden) aufzeigen kann, wird auch hier von führenden Tiermedizinern trotz positiven LATs geraten, auf Leishmaniosemedikamente zu verzichten und den Hund erst einmal nur unter Beobachtung zu halten. Eine Tatsache, die meines Erachtens eindringlicher an alle Tierärzte kommuniziert werden müsste. Ist es doch allgemeine Praxis geworden, gerade bei diesen Hunden sofort und umfassend mit den einschlägigen Medikamenten insbesondere mit Allopurinol zu therapieren, selbst wenn keine oder nur leichte Symptome vorliegen.

Dies gilt insbesondere auch für Hunde, die aus den Mittelmeerländern zu uns kommen. Darum sollten sich einige Tierhilfen über dieses Thema auch noch einmal Gedanken machen, statt routinemäßig eine schriftliche Bestätigung über eine lebenslange Behandlung mit diesen starken Medikamenten als Voraussetzung für die Übergabe eines Tierschutzhundes einzufordern. Weniger ist auch in diesen Fällen oft mehr.

 

Fazit

Zum Abschluss bleibt zu sagen, dass bei einer diagnostizierten Leishmaniose die Stärkung des Immunsystems über Ernährung, Haltung und Pflege noch mehr als bei gesunden Hunden im Vordergrund stehen sollte. In Verbindung mit einem verantwortungsvollen, bedachten Umgang mit Medikamenten schafft man so trotz Leishmanioseerkrankung die besten Voraussetzungen für ein langes, lebenswertes Hundeleben.

Stand: Juli 2021

tiergesundheit.net
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