Chemische Präparate bei Parasitenbefall

Kritische Anmerkungen zu unerwünschten Nebenwirkungen

Ein Beitrag von Ingeborg Kulgemeyer, Januar 2019

 

Chemie oder Natur?

Welchem Hundebesitzer würde diese Entscheidung wohl nicht schwer fallen?

In dem Bestreben, das Beste für seinen Hund zu tun, stellt sich diese Frage angefangen von einer wirksamen Zecken-, Milben- und Flohabwehr über die alltäglichen Pflege von Haut und Fell bishin zur angemessenen Pflege gesunder oder kranker Ohren immer wieder.

Leider wird immer häufiger aus Angst vor möglichen, durch Parasiten ausgelösten Erkrankungen des Hundes sowie der Sorge um die eigene Gesundheit und die anderer Familienangehöriger, die Verantwortung für diese Frage in die Hände der Tierärzte und Pharmaindustrie gelegt, wobei in der Regel dann die chemische Keule zum Einsatz kommt. Im Dschungel der vielen chemischen Präparate, denen oft sogar ein Allheilmittelstatus anhaftet, wird leicht übersehen, dass es auch Argumente gegen eine chemische Parasitenabwehr gibt.

Neben den selbst von den Herstellern eingeräumten Nebenwirkungen, Kontraindikationen, Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung etc. können auch chemische Antiparasitika keinen 100%igen Schutz bieten. Darüber hinaus kommen teilweise Wirkstoffe zum Einsatz, gegen die Parasiten schon Resistenzen aufgebaut haben, so dass vollkommen effektivlos die belastenden Folgen chemischer Anwendungen in Kauf genommen werden.

Kommt es nach der 1.-3. Anwendung eines chemischen Antiparasitikums z. B. zu Problemen im Bereich Stoffwechsel, Haut oder Verdauung, wird dies in der Regel nicht mehr mit den chemischen Präparaten in Verbindung gebracht. Aus unserer Beratungspraxis aber wissen wir, dass in diesen Fällen nur das Einstellen der chemischen Anwendungen und das Wechseln auf natürliche Produkte und Abwehrmaßnahmen, eine Basis für die Regeneration des Hundes bieten. Nicht vergessen werden sollte zudem, dass die Anfälligkeit für Parasitenbefall steigt, wenn Störungen des Stoffwechsels (Leber/Nieren) vorliegen. Häufig verbirgt sich z. B. hinter einem rezividierenden Flohbefall eine Lebererkrankung. Man kann sich denken, dass gerade in diesen Fällen eine zusätzliche Belastung mit chemischen Antiparasitika wohl überlegt sein will.

Und dies ist genau der Punkt, um den es geht. Eine chemische Antiparasitenbekämpfung sollte immer wohl überlegt erfolgen und die Angst vor möglichen nachteiligen Folgen eines Parasitenbefalls, sollte nicht übersehen lassen, dass es auch sehr wirksame, natürliche Präparate gibt, die einen angemessenen Schutz für den Hund bieten können. In der Regel sind diese natürliche Abwehrmaßnahmen mit einem kleinen Mehraufwand verbunden, aber durchaus wirksam und darüber hinaus gut verträglich für Hund, Mensch und Umwelt.

 

Der meist vergessene Blick auf den Beipackzettel...?

Chemische Antiparasitenmittel haben neben ihrer antiparasitären Wirkung immer auch nicht zu verharmlosende Nebenwirkungen. Präparate zum Aufträufeln bzw.Aufsprühen (Spot-On-Präparate) sowie Flohhalsbänder enthalten belastende Substanzen, die sich im Körper des Hundes anreichern und entweder in das Blut des Hundes oder über Haut und Fell fortlaufend in kleinen Mengen abgegeben werden.

Die meisten dieser chemischen Antiparasitenmittel enthalten Kontaktgifte wie z. B. Fipronil oder Permethrin, die die Reizleitung der Nervenzellen der Parasiten unterbrechen und sie abtöten. Andere Präparate enthalten z. B. den Wirkstoff Lufenuron, der eine Entwicklungsstörung (Genveränderung) der Parasiten auslöst. Leider lesen die wenigsten Hundebesitzer einmal in Ruhe den Beipackzettel der Präparate durch. Dort finden sie zum Teil zu beachtende Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen aufgeführt, die bei der Verwendung unumgänglich sind. Darüber hinaus wird die Wirksamkeit dieser chemischen Präparate durch die immer häufiger auftretenden Resistenzen der Parasiten gegen bestimmte Wirkstoffe zunehmend mehr in Frage gestellt.

Bitte bedenken Sie:

Was für die lästigen und enorm widerstandsfähigen Parasiten tödlich endet, kann natürlich auch für den Hund stark immunsystembelastend und hochgradig allergieträchtig sein, von möglichen anderen stoffwechselbeeinträchtigenden Risikofaktoren einmal ganz abgesehen. Auch die Vorstellung, dass unsere Hunde mit Kontaktgift besprüht oder beträufelt werden, mag den Hundefreund nicht wirklich beruhigen.

Bitte bedenken Sie:

Dass die Anwendung der chemischen Präparate nicht nur Ihren Hund sondern auch Sie und Ihre Kinder belasten kann, auch wenn die meisten Hersteller von einer eher geringen Toxidität (Giftigkeit)für Mensch und andere Säugetiere sprechen. Zudem sollte man sich in diesem Zusammenhang auch noch einmal ganz klar den Tierschutzgedanken bewusst machen, da in der Regel jedes chemische Antiparasitenmittel, bevor es auf den Markt kommt, durch unzählige Tierversuchsreihen laufen muss.

 

Unterschiedliche Wirkungsweisen von chemischen Antiparasitika

Grundsätzlich werden im Bereich der Zecken-, Floh- und Milbenbekämpfung entweder sogenannte Kontaktgifte mit oder ohne „knock-down“-Effekt oder aber chemische Substanzen, die über das Blut der Hunde an die Parasiten gelangen, eingesetzt.

 

Kontaktgift ohne „knock-down“-Effekt

Unter den Kontaktgiften gibt es insbesondere Präparate, die auf Basis des Wirkstoffs Fipronil als Antiparasitika in Form von Spot-on Präparaten in den Nacken geträufelt werden oder als Sprühpräparat Anwendung findet. Eine intakte Haut läßt Fipronil nur bis in die oberen Hautschichten gelangen, wo es durch Anreicherung in den Talgdrüsen des Tieres über deren Sekret auf Haut und Haare auf der gesamten Hautoberfläche verteilt wird. Der Parasit nimmt den Wirkstoff beim Kontakt mit der behandelten Haut oder dem Haar auf, da über den gesamten Wirkungszeitraum, Kontaktgift von den oberen Hautschichten abgegeben wird. Fipronil blockiert das Reizleitungssstem des Nervensystems des Parasiten und bewirkt dadurch eine unkontrollierte Reaktion bzw. eine tödliche Übererregung des zentralen Nervensystems und tötet so Insekten und Akariden (Milben, Zecken). Laut Hersteller kann es auch bei behandelten Tieren zum Ansaugen von Zecken kommen und daher unter ungünstigen Bedingungen eine Übertragung von Infektionskrankheiten nicht ausgeschlossen werden.

 

Kontaktgift mit zusätzlichem „knock-down“-Effekt

Als typischen Vertreter eines Kontaktgiftes mit „knock-down“-Effekt soll Permethrin gewählt werden. Permethrin ist ein Insektizid und Akarizid aus der Gruppe der Pyrethroide. Pyrethroide werden als Insektizide und Akarizide zur Bekämpfung von Schädlingen verwendet. Viele Spritzmittel und Köder zur Fliegenbekämpfung in Rinderställen enthalten Pyrethroide. Außerdem kommen diese Verbindungen als Ektoparasitika in Shampoos, Ohrclips, Tauchbädern, Halsbändern und Aufgußlösungen am Tier zur Anwendung. Permethrin blockiert das Reizleitungsystem des Nervensystems des Parasiten und bewirkt dadurch eine unkontrollierte Reaktion bzw. eine tödliche Übererregung des zentralen Nervensystems und tötet so Insekten und Akariden. Permethrin wirkt sowohl als Kontaktgift, also durch die Einlagerung des Kontaktgiftes in den oberen Hautschichten und die stetige Abgabe des Stoffes über Haut und Fell des Hundes, als auch als eine Art Repellent für nicht festgebissene Zecken und Flöhe. Die Wirkung basiert auf einer Nervenirritation, die u. a. zu Fehlleistungen der Fußorgane der Ektoparasiten führen. Das Insekt ist innerhalb weniger Minuten bewegungsunfähig, man spricht von einem „knock-down“- Effekt. Der Tod tritt erst nach einiger Zeit ein. Laut Hersteller sind Hunde vor Zecken, Stechmücken und Flöhen geschützt, da diese abgewehrt werden und zugrunde gehen, MEISTENS bevor sie sich festbeißen oder stechen können. Flöhe werden getötet, bevor sie Eier legen können. Einen 100%igen Schutz kann kein Hersteller garantieren, der Permethrin als Wirkstoff wählt.

 

Wirkung über das Blut

Neben der Möglichkeit eine chemische Parasitenabwehr mithilfe von Kontaktgiften zu betreiben, werden auch chemische Substanzen eingesetzt, die nach oraler (z. B. per Tabletten) Verabreichung, über eine gewisse Dauer ständig kleine Mengen in das Blut des Hundes abgeben. Ein weit verbreiteter Vertreter dieser Substanzen ist Lufenuron. Lufenuron findet neben seinem Einsatz gegen Flöhe insbesondere auch in Kombination mit andere Wirkstoffen als sogenanntes Breitbandantiparasitikum Anwendung. Lufenuron ist ein Benzoyl-Harnstoff-Derivat und wird als Insekten-Entwicklungshemmer bezeichnet, der die Chitinbildung bei den Parasiten hemmt (Chitin ist ein wesentlicher Bestandteil der Zellwand von Pilzen und des Skeletts/Exoskellets von Parasiten). Der Wirkstoff lagert sich nach Verabreichung im Fettgewebe des Hundes an und wird fortlaufend, in der Regel über einen Zeitraum von 30 Tagen, in kleinen Mengen ins Blut des Hundes abgegeben. Eine Repellentwirkung hat Lufenuron in dem Sinne nicht, da die Wirkung erst nachdem der Parasit in Kontakt mit dem Blut des Hundes gekommen ist, einsetzt. Bei normaler Dosierung besitzt Lufenuron keine Wirkung gegen adulte Flöhe, sondern es unterbricht dadurch, dass der Floh Blut aufnimmt, den Entwicklungszyklus der Flöhe und verhindert so die Floheierproduktion.

 

Kombinationspräparate

Die meisten Präparate, die gleichzeitig mehrere Wirkstoffe wie z. B. Moxidectin oder Imidacloprid enthalten, werden in dem Bereich der Flohbekämpfung und gegen sogenante Endoparasiten (Parasiten, die im Organismus des Hundes vorkommen wie Würmer, Herzwürmer, Larvenstadien) eingesetzt und sollten in diesem Zusammenhang nicht weiter beachtet werden.

 

Ein Blick auf den Beipackzettel...

Hier einige Auszüge von Beipackzetteln, die sich ausschließlich auf zu treffende Vorsichtsmaßnahmen und Kontraindikationen beziehen. Neben- und Wechselwirkungen bitte den Beilagen des jeweiligen Präparates entnehmen.

Vermeidung einer Berührung der Applikationsstelle innerhalb von 6 Stunden Verhindern, dass sich das Tier an der Applikationsstelle ableckt. Hautkontakt mit dem Präparat vermeiden. Hände nach Gebrauch gründlich mit Wasser waschen. Getrennt von Nahrungsmitteln und Getränken, sowie Futtermitteln aufbewahren. Toxisch für Wasserlebewesen und Bienen! Aquarien, Fischbecken u. ä. nicht mit Permethrinpräparaten in Berührung bringen. Nicht bei Tieren anwenden, die der Gewinnung von Lebensmitteln dienen. Sicherstellen, dass an einer Stelle appliziert wird, die das Tier nicht ablecken kann und dass sich behandelte Tiere nicht gegenseitig belecken können. Baden und intensives Nasswerden innerhalb von zwei Tagen nach der Behandlung sowie häufigeres Baden als einmal die Woche vermeiden Hunde sollten für zwei Tage nach der Behandlung nicht in Wasserläufen schwimmen. Kann im Wasser lebende Organismen schädigen. Kontakt mit den Fingern vermeiden. Behandelte Tiere sollen nicht berührt werden und Kinder sollen nicht mit behandelten Tieren spielen, bis die Applikationsstelle trocken ist. Frisch behandelte Tiere sollten nicht in engem Kontakt mit den Besitzern, insbesondere nicht mit Kindern, schlafen. Während der Anwendung nicht rauchen, trinken oder essen.

Quelle: http://www.vetpharm.uzh.ch/

 

Im Vergleich: Chemiekeule oder natürlicher Weg?

Chemische Präparate
  • guter aber kein 100% iger Schutz
  • Resistenzentwicklung gegen chemische Wirkstoffe relativ leicht möglich
  • Anwendungen alle 4-6 Wochen, dadurch wenig Aufwand für den Besitzer
  • erhebliche Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung
  • enger Kontakt mit Besitzer und Familie nicht durchgängig möglich Nebenwirkungen durch belastende Substanzen
  • Belastung des Stoffwechsel des Hundes durch chemische Substanzen, die in Folge zu Problemen an Haut, Verdauungstrakt und Sotffwechselorganen führen können
  • Vorsichtsmaßnahmen für Hund, Mensch und Umwelt nötig
  • Gefahr für Gewässer und darin lebende Organismen
  • Tierversuche
  • verschlimmern häufig die Allergie bei Allergikern
Natürliche Produkte (z. B. Marengo Limes Spray)
  • natürlich wirksamer, aber kein 100%iger Schutz
  • Resistenzentwicklung gegen natürliche Wirkstoffe in der Regel nicht möglich
  • 1-3 tägliche Anwendungen sowie meistens in Kombination mit anderen natürlichen Pflege- und Abwehrmaßnahmen wie das Absuchen des Fells nach Zecken, Vermeidung zeckenreicher Gebiete wie hohes Gras und Buschwerk oder Baden des Hundes bei Flohbefall
  • keine speziellen Vorsichtsmaßnahmen bei der Anwendung
  • enger Kontakt mit Besitzer und Familie durchgängig möglich
  • keine Nebenwirkungen durch belastende Substanzen
  • keine Belastung des Stoffwechsel des Hundes
  • sehr gute Verträglichkeit für Hund, Mensch und Umwelt
  • keine Gefahr für Gewässer und darin lebende Organismen
  • keine Tierversuche
  • bewährt auch bei Allergikern

Das Copyright sowie die Verantwortlichkeit des Inhalts für diesen Beitrag liegt bei Marengo - EnRa GmbH & Co. KG

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