Risiken synthetischer Vitamine

Ein Beitrag von Ingeborg Kulgemeyer

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Welche Unterschiede gibt es zwischen natürlichen und synthetischen Vitaminen?

Natürliche Vitamine

Herkunft / Ursprung:

Natürliche Vitamine findet man in fast allen Nahrungsmitteln wie z. B. Gemüse, Obst, Getreide, Kartoffeln, Fleisch, etc. Grundsätzlich sind natürliche Vitamine gut und sicher in die Struktur des jeweiligen Nahrungsmittels eingebettet. Dies macht sie umempfindlicher gegen Zerstörung durch Hitze, Kälte oder andere destabilisierende Faktoren. Beim Obst und Gemüse besteht diese schützende Struktur z. B. aus Flavonoiden, die zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe gehören.

Wirkungsweise:

Die Aufnahme bzw. Resorption natürlicher Vitamine im Darm wird vom Organismus selbst gezielt angesteuert. Nur bei tatsächlichem Bedarf werden Vitamine aus den Nahrungsbestandteilen im Darm herausgelöst. Hierbei unterstützen Enzyme, Hormone und andere Hilfsstoffe die kontrollierte Aufnahme der Vitamine ins Blut. Im Blut stehen sie zu Verstoffwechslung bereit. Sie werden in die Zellen transportiert, in denen sie benötigt oder können abhängig von dem jeweiligen Vitamin auch in speziellen Depots eingelagert werden. Dies betrifft insbesondere die fettlöslichen Vitamine.
Ist der Bedarf an Vitaminen gedeckt und die Depots sind gefüllt, stoppt der Organismus die Aufnahme bzw. das Herauslösen der natürlichen Vitamine im Darm. Überflüssige Vitamine können darum innerhalb ihrer schützenden Struktur unkompliziert ausgeschieden werden

Synthetische Vitamine

Herkunft / Herstellung:

Synthetische Vitamine werden im Labor hergestellt. Anfangs wurden sie zumeist aus Nahrungsmitteln isoliert bzw. gewonnen. Mittlerweile lassen sich aber die meisten Vitamine kostengünstiger mit Hilfe von Gentechnik produzieren. So wurde z. B. das Kraut Acker-Schmalwand (Gänserauke/Schotenkresse) durch intensive Genmanipulation zu einem günstigen Vitamin E-Produzenten umgepolt.

Unabhängig davon, dass hier Vitamine in der Retorte mit Hilfe von Gentechnik entstehen, hat man noch eine beunruhigende Tatsache vergessen. In der Natur gibt es nicht nur diese eine Art des Vitamin E, das jetzt zufällig gut und günstig im Labor nachgebaut werden kann, sondern viele Arten. Als Vitamin E bezeichnet man eine Reihe von chemisch nahe verwandten Stoffen (Tocopherole), die natürlicherweise eine breite Vielfalt haben. Die Einengung auf eine Variante, nämlich auf das alpha-Tocopherol, bringt darum zweifelsohne auch ein reduziertes Wirkungsspektrum mit sich. Hier stoßen wir auf ein grundsätzlich Problem bei der künstlichen Produktion von synthetischen Vitaminen.

Wirkungsweise:

Unabhängig von der Art der Herstellung fehlen synthetisch gewonnenen Vitaminen die Begleitstoffe, in die die natürlichen Vitamine eingebettet sind. Sie liegen isoliert und hoch verfügbar vor. Dies macht sie empfindlicher gegen Zerstörung durch Hitze, Kälte und andere Faktoren, was insbesondere bei der Aufbereitung bzw. Herstellung von Hundenahrung eine wichtige Rolle spielt.

Durch das Fehlen der schützenden Struktur gelangen synthetische Vitamine hochaufgeschlossen in den Verdauungstrakt und passieren quasi automatisch die Darmschranke sowie gegebenenfalls sogar die Blut-Hirn-Schranke. Die körpereigene Resorptionskontrolle, die normalerweise bedarfsgerecht arbeitet, greift nicht mehr. So gelangen nicht angeforderte Vitamine ins Blut, was sich schnell zu belastenden Überversorgungen – sogenannten Hypervitaminosen – ausweiten kann.

Fakt ist, dass der Körper das Überangebot der nicht angeforderten synthetischen Vitamine im Blut händeln muss. Hierbei sind insbesondere Leber und Nieren gefordert. Sie versuchen den überflüssigen Ballast auszuscheiden oder unschädlich zu machen. Eine solche Hypervitaminose kann Leber und Nieren über Gebühr belasten: das Risiko von Allergien und Stoffwechselstörungen wächst. Durch die Erhöhung des Umsatzes im Stoffwechsel kommt es eventuell sogar zu Mangelerscheinungen an anderen Nährstoffen, die nicht in dem chemischen Vitamin-Coctail enthalten waren. Zu nennen sind auch mögliche Auswirkungen auf das Nervensystem des Hundes, wenn „entpackte” synthetische Vitamine mit ihrer künstlichen Struktur die Blut-Hirn-Schranke unaufgefordert durchbrechen.

 

Welche Risiken bergen synthetische Vitamine?

Der Begriff „synthetische“ Vitamine war viele Jahre strittig. Lange Zeit wurde die unterschiedliche Wirkungsweise von vielen Futtermittelherstellern, Tierärzten und Futterexperten geleugnet. Dies beruhte auf der Tatsache, dass synthetische Vitamine von ihrer chemischen Struktur her identisch mit ihren natürlichen Gegenspieler sind. Mittlerweile belegen mehrere Studien, dass es deutliche Unterschiede in den Wirkungsweisen gibt. Darüber hinaus decken diese Studien auch auf, dass ein erkennbares Gesundheitsrisiko von synthetischen Vitaminen ausgeht.

Zwei Studien werden in diesem Zusammenhang immer wieder angeführt: Die ATBC-Studie (Finnische Raucherstudie) und die CARET-Studie. Beide Studien basieren darauf, dass man in der Praxis festgestellt hatte, dass Raucher, die eine höhere Menge an natürlichem Beta-Carotin als andere Raucher mit der Nahrung aufnahmen, seltener an Lungenkrebs erkrankten. Man brachte dies mit der antioxidativen Wirkung von Beta-Carotin also der erfolgreichen Bekämpfung von Freien Radikalen in Verbindung. Dies wollte man näher erforschen.

 

(ATBC-Studie 1994) Finnische Raucherstudie:

In der sogenannten ATBC-Studie verabreichte man 30.000 Rauchern über 5-8 Jahre täglich 20 mg synthetisches Beta-Carotin, um die Anfälligkeit für Lungenkrebs zu ermitteln und gegebenenfalls zu senken.

Resultat der Studie: die Lungenkrebsrate stieg um 18%, die Sterblichkeitsrate um 8%.

CARET-Studie 1996:

Während der Caret Studie verabreichte man einer Gruppe von 18.300 Rauchern und Asbestarbeitern täglich 30 mg synthetisches Beta-Carotin plus 7,5 mg Vitamin A, ebenfalls um die Anfälligkeit für Lungenkrebs zu ermitteln und gegebenenfalls zu senken.

Resultat der Studie: die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da die Anzahl an Lungenkrebsfällen um 28% stieg, die Anzahl an Lungenkrebstoten um 46%. (Quelle: Informationsblatt Beta-Carotin, Bund für Lebensmittelrecht- und Lebensmittelkunde e.V. /23.06.2006)

Diese Studien belegen eindeutig, dass natürliche und synthetische Vitamine, obwohl chemisch identisch, auf absolut unterschiedliche Weise im Organismus wirken. Gerade am Beispiel von Beta-Carotin kann man deutlich erkennen, dass die Natur ein fein ausgeklügeltes System hat, das nicht ohne Gefahr mithilfe von Gentechnologie und einigen Mikroben imitiert werden kann.

 

Warum sind Hundehalter betroffen?

  1. Synthetische Vitamine werden sowohl im Hundetrocken- als auch im Nassfutter standardmäßig eingesetzt, um bestimmte Bedarfswerte zu erreichen. Hier gibt es nur sehr seltene Ausnahmen. Auch die meisten Hundeleckerlis und Ergänzungspräparate, die z. B. zum BARFen oder Selberkochen beigefüttert werden, sind chemisch angereichert. Man sollte sich nicht von Marketing Sprüchen täuschen lassen, sondern durch einen Blick auf die Deklaration auf chemische Zusatzstoffe prüfen, wenn man Risiken synthetischer Vitamine vermeiden möchte.
  2. Synthetische Vitamine werden zudem häufig zum Haltbarmachen eines Futters genutzt, also als Antioxidans. Hierbei werben viele Hersteller gerne mit dem positiven Image eines „natürlichen“ Antioxidans oder sogar eines „Radikalenfängers“. „Natürlich“ ist an einem in der Retorte hergestellten Vitamin sicherlich nichts mehr. Untersuchungen zeigen auch hier, dass die Wirkung als Radikalenfänger im Organismus nicht mit der eines rein natürlichen Vitamins gleichzusetzen ist.
  3. Die Konzentration an synthetischen Vitaminen wird an Bedarfswerten ausgerichtet, die nicht nur auf lebensfremden und ethisch zweifelhaften Tierversuchen basieren. Sie übersteigen zudem auch den Gehalt einer natürlichen, artgerechten Ration um ein Vielfaches. In diesem Zusammenhang muss man sich die Frage stellen, wie die Spezies Wolf und Generationen von Hunden überhaupt ohne synthetische Vitamine überleben konnten?
  4. Die Gefahren für die Gesundheit der Hunde liegen auf der Hand. Ein erhöhtes Risiko für Allergien, Stoffwechselstörungen, Krebs und viele andere Erkrankungen ist deutlich erkennbar. In unserer Beratungspraxis erleben wir seit 30 Jahren wie man diese Erkrankungen erfolgreich mildern oder sogar stoppen kann, wenn man auf eine natürliche Ernährung ohne synthetische Vitamine umstellt. Diese Art Hunde zu ernähren, stellt zur Prophylaxe und bei bestehenden Problemen eine bewährte Alternative dar.
 

Fazit

Synthetische Vitamine bergen allen Beteuerungen zum Trotz, Risiken für die Gesundheit unserer Hunde in sich, die man nicht ignorieren sollte. Wir haben uns mit unserem Ernährungskonzept konsequent für eine rein natürliche Vitaminversorgung entschieden. Dabei setzen wir mit Erfolg auf hochwertige, vitaminreiche Zutaten in Verbindung mit einer schonenden Aufbereitung. Vielleicht ist diese Art zu füttern ja auch für euch interessant.

Wir empfehlen als weiterführende Literatur zu diesem Thema das Buch „Vitaminschock“ von Dr. Hans-Ulrich Grimm oder einen Blick auf die Seite des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften (EU.L.E. e.V.), das von dem bekannten Lebensmittelchemiker Udo Pollmer geleitet wird.)

Copyright by Ingeborg Kulgemeyer

Aktualisiert 29.09.2020

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