Ein Beitrag von Ingeborg Kulgemeyer, März 2021
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Einleitung
In den letzten Jahren ist die pauschale, chemische Parasiten- und damit auch Zeckenbekämpfung für viele Hundehalter zur Routine geworden. Von der Pharmaindustrie und vielen Tierärzten empfohlen, sollen Hunde mittlerweile prophylaktisch – je nach Präparat und zu bekämpfendem Parasiten – alle 4-12 Wochen mit chemischen Antiparasitenmitteln behandelt werden. Als Grund für diese häufigen Anwendungen werden zunehmend mehr Erkrankungen angeführt, die unter Umständen durch einen Zeckenstich auf den Hund übertragen werden können. Hierbei kommt es meiner Meinung nach nicht selten zu einem gewissen Alarmismus.
Jedes Jahr beschäftigen wir uns zu Beginn der Zeckenhochsaison mit diesem Thema. Auf die Wirkungsweisen und die vielen, oft gefährlichen Nebenwirkungen von chemischen Spot-on Präparaten und Tabletten sind wir an anderer Stelle schon zu Genüge eingegangen. Gerne könnt ihr dies unter Chemie gegen Parasiten? nachlesen. In diesem Beitrag sollen einige Fakten zu den in Deutschland verbreiteten Zeckenarten, die von ihnen übertragbaren Erkrankungen und sowie deren tatsächliches Krankheitspotential in den Fokus genommen werden. Auch die Rolle, die das Immunsystem des Hundes innerhalb der Zeckenabwehr spielt, soll thematisiert werden. Nicht zuletzt möchte ich eine sachgerechte Perspektive für eine erfolgreiche Zeckenabwehr darlegen.
Zecken und die von ihnen übertragbaren Erkrankungen
Welche Erkrankungen können durch Zecken übertragen werden?
Zu den wichtigsten von Zecken übertragenen Erkrankungen gehören: Borreliose, Anaplasmose, Babesiose (Piroplasmose) sowie die Ehrlichiose. Ohne die Risiken dieser Erkrankungen zu unterschätzen, werden doch häufig einige Fakten bei der Einschätzung des Übertragungsrisikos dieser Krankheiten nicht genügend beachtet.
- Wo sind diese Zecken überhaupt verbreitet?
- Wie hoch ist die Zeckendichte und in welchen Monaten sind sie aktiv?
- Wie hoch ist der Anteil an Zecken, die diesen Erreger in sich tragen?
- Wie lang ist die Übertragungszeit, also die Zeit vom Einstich der Zecke bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Zecke den Erreger in den Körper abgibt?
Schauen wir uns einmal die für in Deutschland lebenden Hunde in Frage kommenden Zeckenarten und die von ihnen übertragenen Erkrankungen näher an:
Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus)
Der Gemeine Holzbock ist die hier am weit verbreiteste Zeckenart und kommt in ganz Deutschland vor. Ab einer Außentemperatur von ca. 10 °C wird er aktiv. Hochsaison dieser Zeckenart sind die Monate März, April und September. Die Trockenheit des Sommers bekommt dem Holzbock nicht, da er feuchtigkeitsbedürftig ist. Übliche Aufenthaltsorte des Holzbocks sind Wälder, Waldränder, hohes Gras und Brachflächen. Ein „hungriger" Gemeiner Holzbock befindet sich in der Regel auf Grashalmen, Kräutern und Stauden bis zu einer Höhe von etwa 1,50 Meter. Weitere Aufenthaltsorte sind Laubstreu sowie Totholz und Baumstümpfe. (Quelle: www.zecken-radar.de)
Der Gemeine Holzbock gilt insbesondere als Überträger der Lyme-Borreliose (Erreger: Borrelia burgdorferi auch Borrelien), der Anaplasmose (Erreger: Anaplasma phagocytophilum auch Anaplasmen) sowie der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) (Erreger: Arboviren).
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
Die FSME tritt beim Hund selten bis gar nicht auf. Sie stellt eher für den Menschen ein Gesundheitsrisiko dar und gehört hier sogar zu den meldepflichtigen Erkrankungen.
Lyme-Borreliose
Die Lyme-Borreliose kann sich in verschiedener Weise bemerkbar machen. Die akute und relativ schnell einsetzende Form beginnt häufig – muss aber nicht– mit einer entzündlichen Schwellung der Stichwunde und einer ringförmigen Hautrötung darum. Im Anschluss kann es innerhalb von 10 Tagen nach Einstich zu Fieber, akuter Hautentzündung (Dermatitis), Lahmheit, Gelenk- und Muskelentzündungen oder zu nervalen Störungen kommen. Manchmal bleibt die Infektion mit Borrelien vom Halter unbemerkt und erst nach mehreren Wochen oder Monaten soll sich eine Krankheitssymptomatik entwickeln. Auch hierbei sollen Fieberschübe, Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens sowie Störungen der nervalen Funktionen, Lähmungen, etc. auftreten.
Man geht davon aus, dass nur ca. 35 % der Gemeinen Holzböcke mit Borreliose Erregern infiziert sind.
Geschätzt sollen ca. 2/3 aller Hunde in Deutschland mit Borrelien infiziert sein und Symptome entwickeln. An dieser Stelle kommt bei mir ein Gedanke auf: Wenn dies stimmt, dann scheinen die chemischen Antiparasitenmittel doch nur sehr bescheidenen Erfolg zu haben, denn die meisten Hunden werden schon seit Jahren dauerhaft damit behandelt.
Wissen sollte man in diesem Zusammenhang, dass bei dieser Schätzung allein der Nachweis von Antikörpern gegen Borrelien im Blut, die Diagnose Lyme-Borreliose erlaubt, ohne dass klinische Symptome vorliegen müssen. Hier fehlt ein wichtiger Aspekt komplett. Jeder Hund, der schon einmal mit Borrelien in Kontakt gekommen ist, bildet – ein gesundes Immunsystem vorausgesetzt – Antikörper aus und kann so eine Borrelien Attacke erfolgreich ohne medizinische Unterstützung und auffällige Symptome überwinden. Meines Erachtens wäre es einleuchtender davon auszugehen, dass 2/3 aller deutschen Hunde genau dies schon geschafft haben.
Die Übertragungsdauer beträgt ca. 24 h, das heißt, das ein zeitnahes Entfernen einer infizierten Zecke, die Übertragung und somit die Infektion verhindern kann.
Anaplasmose
Der gemeine Holzbock kann ebenfalls eine Anaplasmose übertragen. In der letzten Zeit ist die Canine Anaplasmose zu einer Art Modeerkrankung geworden. Leider häufig dann, wenn Ratlosigkeit bezüglich eines Befundes besteht.
In ihrem Buch „Anaplasmose beim Hund - Infektion häufig, Krankheit selten" beschreiben die Autorinnen Michele Bergmann und Katrin Hartmann, dass in Deutschland ca.1/3 bis 1/5 aller Hunde Antikörper gegen Canine Anaplasmose aufweisen. Zitat „Nur sehr wenige Hunde mit A.-phagocytophilum-Infektion werden krank. Der weitaus überwiegende Teil aller natürlich mit A. phagocytophilum infizierten Hunde erkrankt nie. " Zitat Ende
Bricht die Krankheit aus, kommt es zu einem veränderten Blutbild mit Blutplättchenarmut und Anämie. Symptome wie plötzliches Fieber, Müdigkeit, Apathie, Milz- und Lebervergrößerung, Unwohlsein, Fressunlust bishin zu Gelenkentzündungen und -schwellungen sind typisch für diese Erkrankung. Rechtzeitig erkannt und behandelt, ist Canine Anaplasmose heilbar.
Zudem geht man davon aus, dass nur ca. 4 % der Gemeinen Holzböcke überhaupt mit Anaplasmose Erregern infiziert sind. Auch muss der Holzbock laut der Autorinnen für eine Übertragung der Erreger ca. 36-48 Stunden am Wirt anhaften. Dies eröffnet wiederum die Chance, durch zeitnahes Absammeln der Zecken, Infektionen zu verhindern.
Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus)
Die Auwaldzecke kommt vorwiegend im östlichen und südwestlichen Teil Deutschlands vor. Hauptsächlich auf sonnigen, mit Büschen oder Bäumen durchsetzten offenen Flächen und lichten Wäldern, Wiesen, etc., findet sich aber auch in Überschwemmungsgebieten - wie der Name es andeutet. Früher war sie in den südeuropäischen Ländern heimisch, hat sich aber zunehmend mehr auch im Norden Europas angesiedelt. Im Unterschied zum Gemeinen Holzbock ist die erwachsene Auwaldzecke in der kalten Jahreszeit, selbst im Januar und Februar, regelmäßig aktiv, sofern die Temperatur am Tag über 0°C liegt. Selten ist sie hingegen in den warmen Sommermonaten von Juni bis August zu entdecken. Hochsaison dieser Zecken sind die Monate März/April sowie in einer geringeren Anzahl in Oktober/November. (Quelle: www.zecken-radar.de)
Babesiose
Die Auwaldzecke gilt als Überträger der Babesiose (Erreger: Babesia canis), die auch als Hundemalaria bezeichnet wird. Die Babesiose löst eine Zerstörung der roten Blutkörperchen aus und kann damit eine mehr oder weniger ausgeprägte Blutarmut hervorrufen. Krankheitsanzeichen treten ca. 1 bis 3 Wochen nach dem Zeckenstich auf. Hierbei kommt es von unspezifischen Allgemeinstörungen, Fieber, Apathie, rot verfärbtem Urin, zentralnervösen Störungen bishin zu Atemnot zu recht unterschiedlicher Symptomatik. Dies hängt entscheidend von der individuellen Immunabwehr des Hundes ab. So haben Hunde der Mittelmeerländern kaum Probleme mit den Babesiose-Erregern, da sie natürliche Resistenzen aufgebaut haben.
In Deutschland lebende Hunde bedürfen für den Fall einer heftigen, akuten Infektion z. B. nach einem Urlaub in Südeuropa medizinischer Unterstützung. Die mit der akuten Phase einer Babesiose verbundene heftige Symptomatik ist vom Halter nicht zu übersehen. Warnungen, dass diese Erkrankung unbehandelt tötlich verläuft, sind ernst zu nehmen. Gleichzeitig gilt dies aber auch für sehr viele andere Erkrankungen, die wir hier in Deutschland kennen: Unterzuckerung, akutes Abdomen, Leberentzündung, etc. Bei einer behandlungsbedürftigen Babesiose sollte nicht der Eindruck erweckt werden, dass eine akute Infektion vom Halter leicht übersehen werden könnte.
Eine Statistik aus dem Deutschen Tierärzteblatt 3/2007 weist für einen Zeitraum von 2 Jahren (2005 + 2006) eine Anzahl von 313 inländischen Hunden auf, die an einer per PCR Test nachgewiesenen Babesiose erkrankt waren, also ca. 150 Hunde pro Jahr. Geht man von einer Anzahl von ca. 10 Millionen in Deutschland lebenden Hunden aus, ist der prozentuale Anteil an nachweislich an Babesiose erkrankten Tieren mit 0,0015 % zu beziffern.
Wie hoch der Anteil an Auwaldzecken ist, der mit Babesiose-Erregern tatsächlich behaftet ist, wurde anscheinend noch nicht erforscht. Letztendlich gibt es diese Zeckenart in unsereren Breiten noch nicht so lange. Zudem tritt sie nicht überall gleich verteilt wie der Gemeine Holzbock auf. Sie konzentriert sich auf spezielle lokale Stellen, an denen sie dann vermehrt - zum Teil in Nestern - zu finden ist. (Quelle: www.zecken-radar.de)
Die Übertragungsdauer beträgt ca. 48 -72 h, www.parasitosen.de gibt einen Zeitraum von 12-72 h je nach Akltivitätsgrad der Auwaldzecke an.
Braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)
Die braune Hundezecke stammt ursprünglich aus Afrika und ist seit einiger Zeit als „Reisesouvenir" aus den Mittelmeerländern auch sehr vereinzelt in Deutschland anzutreffen. Sie ist zum Überleben auf warme, beheizte Wohnungen angewiesen und wurde insbesondere in Tierheimen vereinzelt beobachtet.Als Überträger der Babesiose und Anaplasmose (wie oben beschrieben) sowie der Ehrlichiose kann sie bei Hunden zu Problemen führen.
Ehrlichiose
Die Ehrlichiose ist nur ein Problem für Hunde in bzw. aus den Mittelmeerländern, nicht für inländische Hunde. Symptome der akuten Phase einer Ehrlichiose sind Fieber, Erbrechen, Durchfall sowie Nasen- und Zahnfleischbluten.
Da das Auftreten der braunen Hundezecke in Deutschland relativ selten ist und selbstverständlich auch nicht jede dieser Zecken Ehrlichiose (Ehrlichia canis) oder Babesiose Erreger in sich trägt, ist eine Infektion in unseren Breiten eher die Ausnahme. Dies bestätigt auch die Uni Hohenheim, vertreten durch Katrin Fachet in einem Interview mit Tasso.net. Sie verweist auf eine festgestellte Anzahl von 2 Zecken in 2018 sowie ca. 10 Zecken im Folgejahr in ganz Deutschland.
Was bringt der Hund von Natur aus an Abwehrkräften gegen Zecken mit?
Allein diese Frage wird schon so manchen Hundehalter irritieren. Zu sehr gewohnt ist man mittlerweile daran, dass nur Chemie unsere Hunde vor Parasiten schützen kann. Dem ist ganz sicher nicht so.
Entwicklungsgeschichtlich haben Wolf und Hund schon immer mit Parasiten zu kämpfen und augenscheinlich sind sie dazu auch durchaus in der Lage. Denn die Ursprünge dieser Spezies liegen weit vor der Firmengründung von Pfizer, Böhringer & Co.
Insbesondere bei den sogenannten Vektorübertragenen Erkrankungen (CVBD) - das sind Erkrankungen, die durch Parasiten übertragen werden - spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Ein starkes Immunsystem findet eine angemessene Immunantwort auch auf Erreger wie Borrelien, Babesien oder Anaplasmen. Dies erklärt auch die hohen Antikörper Titer, die so manchen Tierarzt dazu verleiten, eine Erkrankung wie z. B. Borreliose zu diagnostizieren, obwohl gleichzeitig keine eindeutigen klinischen Symptome vorliegen. Bildet das Immunsystem Antikörper aus, ist dies nicht der zwingende Beweis dafür, dass der Hund an Borreliose erkrankt ist. Genauso gut kann er auch einfach die passende Immunantwort durch einen Kontakt mit dem Erreger gefunden haben. In diesem Fall hat der Hund sich dann tatkräftig und erfolgreich gegen die Erkrankung wehren können. Hier eine Antibiotika Therapie einzuleiten, schadet dem Hund.
Die Praxis zeigt zudem, dass die meisten Hunde ohne Probleme mit einem Zeckenbefall klar kommen, wenn dieser sich im normalen Rahmen bewegt. Nur ein kleiner Anteil an Hunden reagiert – und dann meistens auf jeden einzelnen Zeckenstich – mit Symptomen wie Müdigkeit, Appetitverlust, nervalen Störungen, etc. Fakt ist allerdings, dass diesen Hunden auch der chemische Schutz durch Spot-on Päparate oder Tabletten nicht hilft. Denn bei der chemischen Abwehr kommt es ebenfalls vor dem Abtöten zum Einstechen der Zecken. Grundsätzlich scheint hier vielmehr eine Unverträglichkeit gegen das Neurotoxin vorzuliegen, dass jede Zecke direkt nach dem Einstich in die Haut abgibt. Diese Betäubung der Einstichstelle bewirkt, dass der Parasit länger vom Wirt unerkannt bleibt.
Vergessen sollte man in diesem Zusammenhang auch nicht, dass die Übertragungsdauer der Erreger je nach Zeckenart doch einige Stunden bis Tage in Anspruch nimmt. Das heisst, dass sogar nach dem Einstich der Zecke durchaus Zeit verbleibt, die lästigen Plagegeister zu entfernen, ohne dass die Gefahr einer Infektion besteht. Voraussetzung für eine Infektion ist selbstverständlich, dass gerade diese Zecke auch selbst mit Erregern infiziert ist. Zur Erinnerung: Nur jede 3. Zecke kann überhaupt Lyme-Borreliose übertragen, bei der Anaplasmose ist es sogar nur jede 25. Zecke.
Nebenbei sei noch angemerkt, dass die Tatsache, dass handelsübliche chemische Spot-ons und Tabletten erst wirksam werden können, wenn die Zecke sich eingestochen und dann über die Haut, das chemische Gift aufgenommen hat. Danach benötigt das Gift viele weitere Stunden, um den Parasiten letztendlich zu töten.
Dies wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie lange dauert dieses Absterben und kann die Zecke nicht doch vor ihrem Ableben die gefürchteten Erregern in den Körper pumpen?
Um diese Frage zu beantworten, möchte ich auf zwei wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückgreifen. Es gibt auch unter den Wissenschaftlern Stimmen, die die Wirksamkeit von chemischen Präparaten bezüglich der Übertragung von Krankheiten stark in Frage stellen.
So heisst es in der „Vector Borne Desease Brochüre" von Dr. med. vet. Nikola Pantchev, Fachtierarzt für Parasitologie, Dr. med. vet. Maja Hirsch, Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, 3. Auflage, Zitat, Seite 10 : „ In diversen Produktinformationen zur Vektorprophylaxe („Anti-Zecken-Mittel“) ist zu lesen, dass manche Zecken, die zum Zeitpunkt der Behandlung bereits vorhanden sind, nicht innerhalb der ersten 48 h abgetötet werden und angeheftet und sichtbar bleiben. Es ist ratsam, solche Zecken mechanisch vor der Behandlung zu entfernen." Zitat Ende
Zitat, www.thieme.de: „Laut Untersuchungen von Michael Leschnik von der Klinik für Kleintiere der Vetmeduni Vienna, ist die Anzahl gefundener Zecken bei Hunden, die zuvor mit Anti-Zeckenmitteln behandelt wurden, zwar geringer, jedoch schützt dies noch nicht vor übertragbaren Krankheiten" Zitat Ende (Quelle: www.thieme.de, Die Vorlieben der Blutsauger: Wann und wo Zecken Hunde stechen.)
Hier sind wir also auf eine große Schwachstelle der chemischen Präparate gestoßen. Da das Einstechen der Zecken nicht verhindert wird, können die anhaftenden Zecken vor ihrem Tod munter Krankheitserreger übertragen. So wundert es auch nicht, dass die Pharmahersteller den Hundehaltern - genau wie die Anhänger eines natürlichen Zeckenschutzes - u. a. auf ihren Websites empfehlen, den Hund täglich nach Zecken abzusuchen und diese zu entfernen. Soweit zum Thema, dass der natürliche Zeckenschutz so unsicher und so aufwändig ist.
Neue Wege in der Zeckenabwehr
Betrachtet man die relevanten Zeckenarten und deren Potential unsere Hunde mit gefährlichen Erregern zu infizieren, so muss man konstatieren, dass die allgemeine Darstellung durch Medien, Pharmaindistrie und Tierärzteschaft doch mehr als befremdend ist. Tatsächlich besteht ein gewisses Risiko für unsere Hunde zu erkranken, aber die zunehmende Panikmache und der damit verbundene verstärkte Einsatz von chemischen Abwehrpräparaten entbehrt meines Erachtens jeglicher Grundlage und Vernunft. Ganz unabhängig davon, dass der Schutz vor der Übertragung der Erreger trotz chemischer Anwendungen mehr als fraglich scheint.
Schon heute gibt es viele Hunde, die direkt oder zeitlich etwas verzögert mit zum Teil heftigen Nebenwirkungen zu kämpfen haben. Nicht nur rezividierende Haut- und Durchfallprobleme sondern auch epileptische Anfälle sowie anaphylaktische Reaktionen nehmen deutlich zu.
Mit anderen Worten: die Präparate werden immer weniger gut von den Hunden vertragen. Die dahinter steckende Idee durch einen ganzjährigen Einsatz der Präparate im vierwöchigen Abstand sozusagen eine Steriliät bzw. eine Abwesenheit von Erkrankungen zu schaffen, halte ich für abwegig. Immer mehr Hundehalter werden letztendlich diese Art der Zeckenabwehr nicht mehr durchführen können, weil der Hund ab einem bestimmten Zeitpunkt die maßlose Menge an chemischen Substanzen schlichtweg nicht mehr vertragen wird. Darum führt diese Art der Zeckenabwehr auch aus diesem Grund auf Dauer in eine Sackgasse.
Vielleicht sollte man sich wieder daran erinnern, dass es sich bei den Präparaten um Medikamente handelt, die nicht pauschal sondern nur im Krankheitsfall Anwendung finden sollten. Das heisst, nur wenn mein Hund durch einen wiederholten, übermäßigen Zeckenbefall tatsächlich krank zu werden droht, wäre über den Einsatz der Präparate überhaupt nachzudenken. Dies könnte z. B. in der Hochsaison der Zecken (März/April und September) der Fall sein, wenn der Hund ein instabiles Immunsystem hat. Oder bei Vorerkrankungen, die ihn besonders anfällig machen, etc. Wichtig wäre hierbei in jedem Fall der maßvolle und sachgerechte Umgang mit chemischen Antiparasitenmitteln, damit der Kollateralschaden durch die Nebenwirkungen der Wirkstoffe am Ende nicht den Nutzen um ein Vielfaches übersteigt.
Gleichzeitig müsste ein Schwerpunkt auf umfassende prophylaktische Maßnahmen gelegt werden. Sprich eine natürliche Zeckenabwehr durch kluge Auswahl der Spazierwege, das Absammeln der Zecken bevor eine Erregerübertragung stattfinden kann (Übertragungszeit nutzen!), das Beobachten des Zeckenbefalls, etc. Viele Halter würden sich wundern, dass der sommerliche Rückgang des Zeckenbefalls nichts mit den Präparaten zu tun hat, sondern mit den Temperaturen. Leider gibt es auch Hunde, die fast gar nicht mit Zecken in Kontakt kommen, aber trotzdem regelmäßig chemische Anwendungen erhalten. Das Zeckenaufkommen hängt sehr stark von der Umgebung ab, in der der Hund sich bewegt und wieviel er sich überhaupt bewegt! Ohne pauschale Verabreichungen von Spot-ons und entsprechenden Tabletten würde der Halter dies wieder erkennen und das Risiko selbst einschätzen können. Zudem könnte ein natürliches Abwehr-Spray (Repellens) zusätzlich die Gefahr reduzieren, dass der Hund befallen wird und/oder Zecken mit in den Wohnraum bringt. Damit wäre die Hauptfunktion eines chemischen Präparates auf natürliche, umweltfreundliche Weise besser erfüllt.
Auch sollte man jedem Hundehalter zutrauen, dass er im Falle einer Erkrankung seines Hundes durch einen Zeckenstich, diese bemerkt und rechtzeitig medizinische Hilfe in Anspruch nehmen würde. Es ist anmaßend, dies einem Hundefreund per se abzusprechen.
Ein anderer Weg wäre, gleich auf eine rein natürliche Abwehr zu setzen und auf chemische Präparate komplett zu verzichten. Ein Alternative, die immer mehr Hundehalter überzeugt und die sich schon seit vielen Jahren bestens bewährt.
Grundsätzlich ist es an der Zeit, neue Wege zu gehen. Übernehmen wir als Hundehalter wieder den Teil der Verantwortung, der unseren Hunden und uns mehr Gesundheit und Lebensqualität bringt, statt uns auf fragwürdige Panikmache und Versprechungen zu verlassen.
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