Chronische Niereninsuffizienz (CNI) beim Hund

Der medizinische Begriff „ chronische Niereninsuffizienz“, auch CNI genannt, bezeichnet ein allmählich auftretendes, fortschreitendes, unheilbares klinisches Syndrom, das erst nach Ausfall von 66-75% der Nierenfunktion in Erscheinung tritt. Im Folgenden soll der Begriff „Niereninsuffizienz“ nicht im streng medizinischen Sinne, sondern als übergreifende Bezeichnung für eine allgemein unzureichende Nierentätigkeit benutzt werden, unabhängig davon, ob Funktionsstörungen vorliegen oder sich ein tatsächlicher Verlust von Nierenzellen eingestellt hat.

Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) 

Häufige Symptome sind:

In fortgeschrittenen Stadien einer CNI kann es sogar zu schweren Knochenstoffwechselstörungen, Herzproblemen und nervalen Irritationen wie z. B. epileptischen Anfällen kommen.

Das Erkennen einer chronischen Niereninsuffizienz ist ein wesentliches Problem an dieser Erkrankung, da Krankheitssymptome erst dann auftreten, wenn die Nierenfunktion schon zwischen 66-75% beeinträchtigt ist.

Auch Laboruntersuchungen weisen in der Regel erst zu einem recht späten Zeitpunkt deutliche Unregelmäßigkeiten auf, die dann die klinische Diagnose bestätigen. Wichtige Parameter zur Erkennung von Nierenstörungen sind u. a. die Erhöhung von Kreatinin und Phosphat im Blut sowie ein erhöhter Proteingehalt im Urin. Seit einiger Zeit wird auch der sogenannte SDMA Wert als Indikator gschätzt. Er reagiert frühzeitiger als die altbekannten Parameter und erhöht somit die Chancen, den Organismus durch eine spezielle Nierendiät erfolgreich zu unterstützen.

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Ursachen einer Niereninsuffizienz 

 

Fütterungsabhängige Ursachen

Eiweißüberversorgung 

Eine sehr häufige fütterungsbedingte Ursache für Nierenerkrankungen beim Hund stellt eindeutig die Eiweißüberversorgung dar. Bedingt durch die hohe Menge an stickstoffhaltigen Stoffwechselabbauprodukten kommt es auf Dauer zu einer Nierenüberlastung. Und somit zu einer Vergiftung des Stoffwechsels mit harnpflichtigen Stoffen, die nicht mehr ausgeschieden werden können. Aus diesem Grund werfen wir noch einmal einen etwas genaueren Blick auf die Eiweißversorgung des Hundes.

Eiweißbedarf des Hundes 

Grundsätzlich sollte der Rohproteingehalt der Ration dem Alter und dem aktuellen Bedarf des Hundes angepasst sein. Unsere Empfehlungen zum Eiweißanteil der Ration: bei heranwachsenden Hunden bis zum Alter von 6-8 Monaten zwischen 24-28% i. d. TS, bei erwachsenen Hunden zwischen 20-25% i. d. TS, bei hochtragende und laktierenden Hündinnen zwischen 23-27% i. d. TS.

Ursache: Alleinfutter 

Lange Zeit waren die angebotenen Trockenalleinfutter mit Rohproteingehalten, also dem Anteil an Eiweiß, für erwachsene Hunde von über 25% bis weit über 30% i. d. TS bzw. 30-36% i. d. TS für Welpen und Junghunde die Hauptursache für das Problem der Eiweißüberversorgung beim Hund.

Erfreulicherweise sind mittlerweile fast alle Hersteller von Trockenalleinfutter der Ansicht, dass die früher proklamierte These: „Je höher der Rohproteingehalt eines Futters, desto besser ist das Futter“ nicht mehr haltbar ist. Dies nicht zuletzt darum, weil die dadurch bedingten massiven Probleme eine grundsätzliche Trendwende erforderten.
Ganz davon abgesehen hängt die Güte eines Futters natürlich entscheidend von dem Anteil an essentiellen Aminosäuren, also qualitätvollen Proteinen ab. D. h., dass es auch bei einem angemessenen oder sogar hohen Rohproteingehalt eines Futters zu Eiweißmangelversorgungen kommen kann, wenn minderwertige Eiweißträger eingesetzt werden. Hier ist dann der Anteil an essentiellen Aminosäuren zu ungenügend.

Wie nicht anders zu erwarten, gibt es leider auch Stimmen, die in das genaue Gegenteil verfallen sind und für erwachsene Hunde sowie für Welpen und Junghunde Rohproteingehalte von unter 20% i. d. TS empfehlen. Bei einer ausschließlichen Fütterung von Trockenfutter mit diesen Eiweißanteilen sind neben dem Risiko eines Eiweißmangels leider auch Störungen des Metabolismus vorprogrammiert. Dies gilt letztendlich auch für nierenkranke Hunde.

Ursache: eiweißhaltige Zugaben zum Alleinfutter 

Es gibt zunehmend mehr Hunde, die zwar ein Trockenfutter mit einem angemessenen Rohproteingehalt gefüttert bekommen, aber trotzdem unter massiver Eiweißüberversorgung mit den dementsprechenden Symptomen leiden. Ursächlich hierfür sind meistens eiweißhaltige Zugaben zum Hundealleinfutter wie Fleisch, Dosenfutter, Trockenfleischprodukte, Kauartikel, Quark, Joghurt etc. .

Hundealleinfutter enthält genügend Eiweiß
Jedes gute Hundealleinfutter ist so konzipiert, dass es ein ausgewogenes Eiweiß-Energie-Verhältnis aufweist und so ohne jegliche Zugaben den Hund mit ausreichend Eiweißträgern wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten versorgt. Ziel eines Hundealleinfutters ist die komplette Versorgung des Hundes, ohne dass dem Futter noch etwas zugesetzt werden muss.

Hundealleinfutter + eiweißhaltige Zugaben = Eiweißüberversorgung
Aus diesem Grund führt die zusätzliche Gabe von eiweißhaltigen Leckereien wie Schweineohren, Trockenpansen und Kauartikeln, aber auch Fleisch, Dosenfutter, Quark etc. zu einem Hundealleinfutter immer häufiger zu hartnäckigen Problemen, wenn kein Ausgleich des Eiweiß-Energie-Verhältnisses durch geeignete Kohlenhydratträger erfolgt. Für die Einregulierung eines gesunden Eiweiß-Energie-Verhältnisses kann man auf ergänzende Kohlenhydratträger wie z. B. Reis, Haferflocken, Marengo Country oder Thetis Barfer's zurückgreifen. Diese sollten in die Gesamtration eines Tages eingerechnet werden.

Zudem sollte man bedenken, dass Fleisch grundsätzlich einen Phosphatüberschuss aufweist. So kommt es zu einem ungesund hohen Phosphatwert der Gesamttagesration, der die Nieren enorm belastet.

Wie erkenne ich eine Eiweißüberversorgung beim Hund? 

Die Symptome einer Eiweißüberversorgung sind sehr vielfältig und individuell verschieden. Neben gefährlichen Wachstumsstörungen bei Welpen und Junghunden treten gehäuft folgende Symptome auf: schuppiges glanzloses Fell, Leckekzeme, Haarausfall, Pusteln, Krusten, Juckreiz, breiiger Kot, Blähungen, wechselhafte Kotkonsistenz und chronische Durchfallerscheinungen, allergische Erscheinungen an Haut, Magen/Darm und Ohren.

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Hohe Rohaschegehalte 

Hinter dem Begriff „Rohasche“ verbirgt sich im Wesentlichen die Summe der Mineralien, die in einem Hundefutter enthalten sind. Weitere Quellen für Rohasche sind minderwertige Eiweißträger wie Federn, Molke etc., die in einem guten Hundefutter nichts zu suchen haben.
Der Rohascheanteil eines Hundetrockenfutters sollte nicht über 5%, der eines Dosenfutters nicht über 2,5% liegen, da ein zu hoher Rohascheanteil eine starke Nierenbelastung darstellt. Die hohe Menge an Mineralstoffen und auch Abbauprodukten der minderwertigen Eiweiße erfordern von den Nieren eine übermäßige Arbeitsleistung, die relativ schnell zu Funktionsstörungen führen kann. Symptome wie starke Zahnsteinbildung und Knochenstoffwechselstörungen sind häufig die ersten sichtbaren Anzeichen der Folgen eines zu hohen Rohaschegehaltes.

Hoher Calciumanteil plus Vitamin D3 

Ein Zuviel an Calcium (über 1% in Hundetrockenfutter) kann – vor allen Dingen in Verbindung mit der Verabreichung von Vitamin D3 (der üblichen Kombination von Vitamin- und Mineralstoffzusätzen in herkömmlichen Hundetrockenfuttersorten) – zu einer nachhaltigen Störung des Knochenstoffwechsels führen, die häufig von einer Nierenfunktionsstörung ausgeht bzw. damit einhergeht.

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein vermehrtes Auftreten von Erkrankungen wie Arthrosen, Arthriden, spondylotischen Erscheinungen, Hormonstörungen, Allergien und vor allen Dingen Wachstumsstörungen bei großen Hunderassen in Zusammenhang mit einer Calciumüberversorgung gebracht werden können.
Die Kombination von Calcium und synthetischem Vit. D 3 steigert in unnatürlicher Weise die Resorption von Calcium im Darm und greift so in die natürlichen hormonellen Regulationsmechanismen ein. Wird über die Nahrung nun zu viel Calcium in Verbindung mit Vit. D3 aufgenommen, kommt es in der Regel u. a. zu gravierenden Störungen des Calcium-Phosphor-Stoffwechsels und zu schädigenden Nierenbelastungen, da u. a. die auszuscheidende Menge an überschüssigem Calcium die Nierenkapazitäten übersteigt.

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Synthetische Zusatzstoffe 

Viele synthetische Zusatzstoffe wie z. B. BHT und BHA haben durch den Anteil an nicht oder nur schwer abbaubaren Substanzen eine nierenbelastende Wirkung. Einige dieser Substanzen schädigen die Nierenzellen direkt oder können nicht oder nur unvollständig ausgeschieden werden. Zudem sind synthetische Vitamine auch in der Lage, durch nachhaltige Eingriffe in die hormonelle Steuerung des Organismus einen schädigenden Einfluss auf die Nierenfunktion zu nehmen wie man am Beispiel von Calcium und Vitamin D3 sehen kann.

BARF-Fütterung 

Zu einer Eiweißüberversorgung kommt es auch im Zusammenhang mit der BARF-Fütterung relativ schnell. Darum empfehlen wir als Alternative die FRISCH-Füttterung. Hierbei wird dem Fleisch ein ausgleichender Anteil an Kohlenhydraten für ein optimales Eiweiß-Energie-Verhältnis beigefügt. Zudem ist das enthaltene Gemüse durch ein schonendes Herstellungsverfahren optimal für den Hundedarm auf geschlossen, wodurch die Versorung mit Vitaminen und Spurenelementen gewährleistet ist.

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Fütterungsunabhängige Ursachen

Vererbung 

Die Vererbung spielt bei den chronischen Nierenerkrankungen eine eher untergeordnete Rolle. Zwar sind bei einigen Rassen sogenannte vererbte Nephropathien (Nierenerkankungen) bekannt, die sich aber in der Regel erst innerhalb von mehreren Monaten bis zum Alter von 4-5 Jahren kenntlich machen und zum Teil über diätetische Maßnahmen gut zu beeinflussen sind. Nur in Ausnahmefällen kommt es durch vererbte Nierenanomalien zum frühzeitigen Tod schon im Welpenalter.

Toxinwirkung (Giftwirkung) endogener (im Körper produzierter) Toxine 

Im Zuge von Infektionen oder Erkrankungen anderer Organe wie z. B. Entzündungen der Bauchspeicheldrüse oder der Gebärmutter, Speicherkrankheiten, Darmverschluss etc. kann es zu einer Überlastung der Nieren durch die vom Körper produzierten Stoffwechselabbauprodukte kommen.
Darüber hinaus können auch an sich ungiftige Substanzen wie z. B. Calcium aufgrund einer hormonellen Störung plötzlich Toxinwirkung erlangen, wenn sie in zu hoher Konzentration vorkommen und die Nieren so überlasten.

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Toxinwirkung exogener (von außen zugeführter) Toxine 

Hierunter fallen alle von außen zugeführten Toxine, die über die Nieren verstoffwechselt werden müssen. Z. B. Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel, chemische Antiparasitenmittel und Wurmkuren, Insektizide, Pestizide (bei Kontakt über gespritzte Felder) etc. Vielen ist nicht bekannt, dass die meisten Antibiotika neben ihrer Nutzwirkung im Organismus leider auch gleichzeitig immer Nierenzellen schädigen. Aus diesem Grund ist der maßvolle, verantwortungsvolle Umgang mit Medikamenten für jeden Hund unbedingt notwendig.
Auch die oft so sorglos angewendeten chemischen Antiparasitenmittel dürfen in ihrem schädigenden Einfluss u. a. auf die Nierenfunktion nicht unterschätzt werden. Hier bietet sich alternativ der Einsatz von natürliche Präparaten an, die oft ebenso wirksam sind.

Chronische Erkrankungen anderer Organe 

Verschiedene chronische Erkrankungen insbesondere der inneren Organe beeinflussen die Nierentätigkeit ebenfalls häufig negativ. Hierzu zählen u. a. Herz- und Kreislaufprobleme, die nicht selten zu einer mangelnden Durchblutung der Nieren führen. Dies kann Funktionsstörungen nach sich ziehen, weil die Filterkapazität der Nieren nachlässt und es so zu Anreicherung von harnpflichtigen Stoffen im Blut kommt. Auch im Zuge einer Leishmaniose treten häufig Nierenstörungen auf, die durch die verabreichten starken Medikamente noch verstärkt werden.

Harnrückstau durch Störungen der harnableitenden Wege 

Leidet ein Hund unter Erkrankungen im Bereich der harnableitenden Wege wie z. B. Harnsteinen, Tumore, Blasenlähmung, Prostatabeschwerden, etc., bei denen der Harn nicht oder nur unzureichend abgeleitet werden kann, kann sich infolge eines Rückstaus ebenfalls eine ausgemachte Nierenfunktionsstörung ausbilden.

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Aktualisiert April 2022

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