Ganzheitliche Lösungen bei Nierenstörungen
Um den optimalen Lösungsweg zu finden, empfehlen wir eine ganzheitliche Betrachtungsweise unter Einbeziehung folgender Bereiche:
Fütterung
- Generelles zur Fütterung bei Nierenstörungen
- Praktische Fütterungstipps
- Leckerchen, Trockenfleisch und andere Zugaben
Generelles zur Fütterung bei Nierenstörungen
Eine angemessene Eiweißversorgung – conditio sine qua non für nierenkranke Hunde
Für Hunde mit Nierenfunktionsstörungen ist eine angemessene Eiweißversorgung von allergrößter Bedeutung. Im Gegensatz zu gesunden Hunden sollte die Ration einen reduzierten Eiweißgehalt bei ausschließlich hochwertigen, leicht verstoffwechselbaren Proteinen aufweisen. Auch ein nierenkranker Hund benötigt ausreichend Protein, damit es im Organismus nicht zu Funktionsstörungen kommt. Dies wird leider häufig vergessen. Wir empfehlen Proteingehalte bezogen auf die Trockensubstanz – abhängig vom jeweiligen Schweregrad der Erkrankung – zwischen 18 %, 20 % und bei überstandener Nierenfunktionsstörung je nach Konstitution bis zu 23 % bei erwachsenen Hunden. Bei Welpen und Junghunden zwischen 20 %, 22 % bis 23 %.
Diätfuttermitteln, die einen Rohproteingehalt von nur 12 %-14 % bieten, stehen wir mit großer Skepsis gegenüber. Eiweißmangelversorgungen ziehen im Körper aufwendige und belastende Stoffwechselprozesse nach sich, die insbesondere bei vorliegenden Nierenproblemen unbedingt vermieden werden sollten. Die möglichen Schäden für den Körper stehen denen einer Eiweißüberversorgung in nichts nach.
Hochwertiges tierisches Protein statt pflanzlicher Eiweißnebenprodukte
Auch den teilweisen oder vollständigen Einsatz von rein pflanzlichen Eiweißen im Zuge einer Nierendiät können wir nicht gutheißen. Von Natur aus kann ein Hund tierisches Protein besser und stoffwechselschonender verdauen und verarbeiten als pflanzliche Eiweiße.
Diese scheinen in der Regel insbesondere aus Kostengründen für einige Hersteller attraktiver zu sein. Bei pflanzlichen Eiweißen handelt es sich normalerweise um Nebenprodukte aus der Getreideverarbeitung wie Maiskleber, Weizengluten etc., alles Komponenten, die wir nicht für nierenkranke Hunde empfehlen bzw. einsetzen.
Moderater Puringehalt
Aus der Tatsache, dass wir einen moderaten Proteingehalt wählen, der sich primär aus tierischen Eiweißen zusammensetzt, weisen unsere Nierendiäten ebenfalls einen moderaten Puringehalt auf. Um den Puringehalt einer Ration noch weiter senken zu können, müsste der Fleischanteil im Futter reduziert werden, was wir – aus oben genannten Gründen – nicht für empfehlenswert halten.
Optimierte Kohlenhydratversorgung
Wichtig für jeden nierenempfindlichen und nierenkranken Hund ist es, dass er ausreichend Kohlenhydrate und Fette für die Energiebereitstellung im Organismus aufnimmt. Bei einem Kohlenhydratmangel beginnt der Körper des Hundes durch aufwendige Umwandlungsprozesse innerhalb des Eiweißstoffwechsels, Eiweiße zur Energiegewinnung heranzuziehen.
Im Gegensatz z. B. zur Katze, bei der dieser Vorgang von Natur als ein unkomplizierter Prozess angelegt ist, wird der Stoffwechsel des Hundes dadurch stark gefordert. Bei der Umwandlung von Eiweiß zu Energie entstehen Stoffwechselabbauprodukte, die die Nieren des Hundes belasten bzw. am Ende auch schädigen können.
Angemessene Mineralstoffgehalte – niedrige Rohaschewerte
Neben einer angemessenen Versorgung mit Eiweißen und Kohlenhydraten spielt der Verzicht auf hohe Mineralstoffgehalte insbesondere in Verbindung mit synthetischen Vitaminen eine entscheidende Rolle. Wichtig ist es zu bedenken, dass generell hohe Anteile an Mineralstoffen im Futter – also nicht nur ein hoher Phosphorgehalt allein – zu einer Überlastung der Nieren führen können.
Unverdauliche Anteile von minderwertigen Eiweißträgern bilden zusammen mit den enthaltenenen Mineralstoffen den Rohaschegehalt eines Futters. Liegt dieser zu hoch – (Trockenfutter über 5 %, Nassfutter über 2 %) – können nachhaltige Störungen des gesamten Elektrolyt- und Wasserhaushaltes auftreten.
Alle Diäten sollten generell auf einem sehr moderaten Gehalt an Mineralstoffen basieren, der die optimale Versorgung des Hundes gewährleistet und gleichzeitig Überversorgungen sowie dadurch bedingten pH-Wert Veränderungen vorbeugt. So werden nierenschädigende Mineralstoffkonzentrationen vom Hund fern gehalten und das Risiko von Kristall- oder Steinbildungen deutlich reduziert. Somit ist auch bei bereits bestehenden Nierenproblemen die Basis für eine Regeneration der Nieren und eine optimale, natürliche Einregulierung des pH-Wertes gewährleistet.
Diäten ohne synthetische Substanzen und Zusatzstoffe
Viele synthetische Zusatzstoffe – unter ihnen z. B. Antioxidantien, Konservierungs-, Lock-, Aroma- und Geschmacksstoffen sowie auch synthetische Vitamine und Spurenelemente – können die Nieren belasten und im schlimmsten Fall schädigen. Neben einer direkten Schadwirkung auf die Nieren kann es auch zu einer Irritation des hormonellen Systems wie z. B. durch synthetisches Vit. D3 kommen.
Ein wesentlicher Pfeiler unseres Fütterungskonzepts ist der Verzicht auf den Zusatz von chemischen Zusatzstoffen und synthetischen Vitaminen. Diese Tatsache ist daher auch innerhalb der Fütterung von nierenempfindlichen und nierenkranken Hunden von großem Vorteil.
Fütterungstechnik und Futtermenge
Um plötzliche Nierenüberlastungen zu vermeiden, hat es sich bewährt, erwachsene Hunde 3-4 mal und junge Hunde bis zum Alter von 6 Monaten 4-5 mal täglich zu füttern, damit die zu verarbeitende Futtermenge relativ niedrig gehalten wird.
Die Futtermenge muss wie bei allen anderen Hunden auch individuell in Abhängigkeit insbesondere des Futter- und Gesundheitszustandes vom Besitzer einreguliert werden. Die Angaben in den Mengentabellen können hierbei nur einen Anhaltspunkt bieten.
Leckerchen, Trockenfleisch und andere Zugaben
Bei nierenempfindlichen oder nierenkranken Hunden empfehlen wir möglichst auf eiweißreiche Snacks wie Trockenfleischprodukte, Fleisch etc. zu verzichten. Besser geeignet sind eiweißarme Snacks.
Wenn Sie nicht auf Belohnungsleckerlis, Trockenfleischprodukte oder Ergänzungen wie Gemüse, Quark etc. verzichten möchten, sollten Sie darauf achten, dass das Gesamtnährstoffverhältnis der Tagesration – insbesondere der Rohproteingehalt – bestehen bleibt. Mit anderen Worten: alles, was der Hund frisst, sollte in die Ration eingerechnet werden. Gerne sind wir Ihnen bei den Berechnungen behilflich.
Nahrungsergänzungen
Grundsätzlich sollte man bei nierenkranken Hunden mit der Beigabe von Nahrungsergänzungen sehr vorsichtig sein. Schnell belastet man die Nieren erneut mit Substanzen, die aufwendig verstoffwechselt und ausgeschieden werden müssen und verstärkt so ungewollt die Erkrankung. Hier einige Beispiele von Produkten, auf die man verzichten sollte:
- synthetische Präparate mit Mineralstoffen, Spurenelementen und synthetischen Vitamine wie z. B. Calcium + Vitamin D
- minerallstoffreiche Naturprodukte wie z. B. Kieselgur
- Knochenmehle oder eiweißhaltige Zusatzpräparate
Unsere Empfehlung:
Gut geeignet sind ausgewählte Kräuter und Beeren, die Mikronährstoffe für die Nieren liefern. Hierbei ist es wichtig, die passenden Ingredienzien sowie die exakte Dosierung zu wählen. Nicht alle Kräuter/Beeren, die im Humanbereich als nierenunterstützend gelten, sind gleichzeitig auch gut für den Hund. Zudem kann auch ein Zuviel der richtigen Kräuter unter Umständen schaden.
Pflege, Haltung und medizinische Versorgung
Bei nierenkranken Hunden spielt auch der Bereich Pflege, Haltung und medizinische Versorgung eine sehr wichtige Rolle. Grundsätzlich gilt es, alle nierenbelastenden Faktoren zu minimieren bzw. soweit möglich auszuschließen.
Unsere Empfehlungen:
- maßvoller Umgang mit chemischen Medikamenten – alternative Therapien sind fast immer weniger nierenbelastend
- keine pauschalen chemischen Wurmkuren – Entwurmen nur bei durch Kotanalyse nachgewiesenem Wurmbefall oder greifen Sie gleich auf natürliche Präparate zurück
- keine chemischen Antiparasitenmittel – geben Sie natürlichen Präparaten den Vorzug
- keine chemischen Pflegemittel (Ohren, Haut etc.) – auch über die Haut können nierenbelastende Substanzen aufgenommen werden
- Vorsicht beim Spaziergang mit gespritzten und gegüllten Feldern sowie unbekannten Gewässern – jeglicher Kontakt mit Toxinen (Giften) sollte soweit möglich vermieden werden