Ganzheitliche Lösungen bei Leberstörungen
Um den optimalen Lösungsweg zu finden, empfehlen wir eine ganzheitliche Betrachtungsweise unter Einbeziehung folgender Bereiche:
Fütterung
- Generelles zur Fütterung bei Leberstörungen
- Praktische Fütterungstipps
- Leckerchen, Trockenfleisch und andere Zugaben
Generelles zur Fütterung bei Leberstörungen
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Proteinversorgung ohne pflanzliche Eiweißextrakte
Leberempfindliche und leberkranke Hunde benötigen notwendigerweise hochwertige, tierische Eiweißträger. Verzichtet werden sollte auf minderwertige tierische Eiweiße, die aus Federn, Klauen etc. gewonnen werden. Zudem sollte der Anteil an pflanzlichen Eiweißen gering gehalten werden. Dies schließt den Einsatz pflanzlicher Eiweißextrakte wie z. B. Weizenkleber, Weizeneiweißextrakt, Weizengluten, Soja- und Sojaeiweiß etc., die gerne als günstige Alternative zu Fleisch eingesetzt werden, aus. Die Leber des Hundes muss von Natur aus bei der Verstoffwechselung von pflanzlichen Eiweißen erheblich mehr Arbeitsleistung erbringen. Zudem fallen auch mehr belastende Stoffwechselabbauprodukte an, die unter hohem Aufwand entsorgt werden müssen.
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Leicht reduzierter Proteingehalt und zwei Diätphasen
Neben der Hochwertigkeit der Eiweißträger spielt der Proteingehalt der Gesamtration ebenfalls eine wesentliche Rolle. Hier gilt es zu bedenken, dass sowohl eine Über- als auch eine Unterversorgung die Leber nachhaltig schädigen kann. Aus diesem Grund ist eine dem Gesundheitszustand angemessene Einregulierung von entscheidender Bedeutung.
Innerhalb einer Leberdiät hat es sich bewährt, eine Unterteilung in zwei Diätphasen zu machen. Die Tagesgesamtration in der 1. Diätphase sollte auf einen reduzierten (19 % bis 20 % i. d. TS) und in der 2. Diätphase auf einen mittleren (21 % bis 23 % i. d. TS) Eiweißgehalt eingestellt wird. So wird der Regenerationsfähigkeit der Leber Rechnung getragen und ein optimales Nährstoffangebot zur Verfügung gestellt.
Energieversorgung mit qualitätvollen Fetten und Kohlenhydraten
Die Energieversorgung des Hundes sollte ausschließlich über qualitätvolle und leicht verdauliche Fette und Kohlenhydrate erfolgen. Der Energiegehalt der Ration sollte den tatsächlichen Energiebedarf des Hundes decken können. So vermeidet man eine aufwendige und leberbelastende Umwandlung von Proteinen in Energie, wie sie z. B. auch bei einer zu eiweißreichen Ernährung notwendig wird. Für leberkranke Hunde ist darum auch eine fast ausschließliche Fleischfütterung nicht das Optimum.
Moderater Fettanteil
Auf Basis von qualitätvollen Fetten, die einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren aufweisen, ist dennoch ein moderater Fettgesamtgehalt der Tagesration sinnvoll. Als aktiver Part innerhalb des Fettverstoffwechsels benötigt die angegriffene Leber zwar eine erhöhte Menge an ungesättigten Fettsäuren, darf aber auch auf keinen Fall durch ein Zuviel an Fetten ständig am Leistungslimit arbeiten.
Innerhalb einer Leberdiät hat es sich daher gut bewährt, die Tagesgesamtration in der 1. Diätphase auf einen reduzierten (7 % bis 11 % i. d. TS) und in der 2. Diätphase auf einen mittleren (10 % bis 14 % i. d. TS) Fettgehalt einzuregulieren. So wird der Regenerierungsfähigkeit der Leber Rechnung getragen und ein optimales Nährstoffangebot zur Verfügung gestellt.
Angemessenes Fettsäuremuster mit einem Plus an essentiellen Fettsäuren
Neben qualitätvollen Fetten bei moderatem Gesamtfettanteil spielt für leberkranke Hunde darüber hinaus ein angemessenes Verhältnis von ungesättigten bzw. essentiellen (aus pflanzlichen Fetten) und gesättigten Fettsäuren (aus tierischen Fetten) eine wichtige Rolle. Ein zu hoher Anteil an gesättigten, aber auch an ungesättigten Fettsäuren kann zu ungewollten Beeinträchtigungen der Leberfunktion führen. In beiden Fällen kommt es zu übermäßiger Freisetzung von Stoffwechselabbauprodukten, die dauerhafte Schäden auslösen können.
Die verbreitete Ansicht, dass möglichst ausschließlich ungesättigte Fettsäuren, die gemeinhin als die „Guten" angesehen werden, zugeführt werden sollten, hat sich in der Praxis als sehr fragwürdig erwiesen. Studien im Humanbereich weisen bei der übermäßigen Aufnahme von ungesättigten Fettsäuren auf eine erhöhte Krebsneigung hin.
In einer Leberdiät sollten sich aus diesen Gründen auch gesättigte Fettsäuren finden, wobei aber auf ein Plus an essentiellen Fettsäuren geachtet werden muss.
Verzicht auf den Zusatz von synthetischen Vitaminen, Spurenelementen und anderen chemischen Zusatzstoffen
Als zentrales Stoffwechselorgan ist die Leber unter anderem auch für die Entgiftung des Organismus zuständig. Darüber hinaus speichert sie z. B. Vitamin A sowie die Spurenelemente Eisen, Zink und Kupfer. Kommt es zu Beeinträchtigungen innerhalb dieser Funktionen, ist es notwendig innerhalb der Fütterung beide Aspekte unbedingt zu beachten. Überversorgungen mit Vitamin A sowie insbesondere auch Kupfer sind in jedem Fall zu vermeiden.
Ein wesentlicher Pfeiler unseres Fütterungskonzepts ist der Verzicht auf den Zusatz von chemischen Zusatzstoffen und synthetischen Vitaminen. Diese Tatsache ist daher auch innerhalb der Fütterung von leberempfindlichen und leberkranken Hunden von großem Vorteil.
Fütterungstechnik und Futtermenge
Um Überlastungen der Leber zu vermeiden, hat es sich bewährt, erwachsene Hunde 3-4 mal und junge Hunde bis zum Alter von 6 Monaten 4-5 mal täglich zu füttern, damit die zu verarbeitende Futtermenge relativ niedrig gehalten wird.
Die Futtermenge muss wie bei allen anderen Hunden auch individuell in Abhängigkeit insbesondere des Futter- und Gesundheitszustandes vom Besitzer einreguliert werden. Die Angaben in den Mengentabellen können hierbei nur einen Anhaltspunkt bieten.
Leckerchen, Trockenfleisch und andere Zugaben
Bei lebersensiblen Hunden empfehlen wir möglichst auf eiweißreiche Snacks wie Trockenfleischprodukte, Fleisch etc. zu verzichten. Besser geeignet sind eiweißarme Snacks.
Wenn Sie nicht auf Belohnungsleckerlis, Trockenfleischprodukte oder Ergänzungen wie Gemüse, Quark etc. verzichten möchten, sollten Sie darauf achten, dass das Gesamtnährstoffverhältnis der Tagesration – insbesondere der Rohproteingehalt – bestehen bleibt. Mit anderen Worten: alles, was der Hund frisst, sollte in die Ration eingerechnet werden. Gerne sind wir Ihnen bei den Berechnungen behilflich.
Nahrungsergänzungen
Grundsätzlich sollte man bei leberkranken Hunden mit der Beigabe von Nahrungsergänzungen sehr vorsichtig sein. Schnell belastet man die Leber erneut mit Substanzen, die aufwendig verstoffwechselt und ausgeschieden werden müssen und verstärkt so ungewollt die Erkrankung. Hier einige Beispiele von Produkten, auf die man verzichten sollte:
- synthetische Präparate mit Mineralstoffen, Spurenelementen und synthetischen Vitaminen wie z. B. Vitamin A und Kupfer
- Kombinationen aus synthetischen Vitaminen, Spurenelementen und Kräutern
- Produkte mit hochdosierten Omega-3 Fettsäuren
- Produkte mit hochdosiertem Curcumin
Unsere Empfehlung:
Gut geeignet sind ausgewählte Kräuter und Beeren, die Mikronährstoffe für die Leber liefern. Hierbei ist es wichtig, die passenden Ingredienzien sowie die exakte Dosierung zu wählen. Nicht alle Kräuter/Beeren, die im Humanbereich als leberunterstützend gelten, sind gleichzeitig auch gut für den Hund. Zudem kann auch ein Zuviel der richtigen Kräuter unter Umständen schaden.
Pflege, Haltung und medizinische Versorgung
Bei leberkranken Hunden spielt auch der Bereich Pflege, Haltung und medizinische Versorgung eine sehr wichtige Rolle. Grundsätzlich gilt es, alle leberbelastenden Faktoren zu minimieren bzw. soweit möglich auszuschließen.
Unsere Empfehlungen:
- maßvoller Umgang mit chemischen Medikamenten – alternative Therapien sind fast immer weniger leberbelastend
- keine pauschalen chemischen Wurmkuren – Entwurmen nur bei durch Kotanalyse nachgewiesenem Wurmbefall oder greifen Sie gleich auf natürliche Präparate zurück
- keine chemischen Antiparasitenmittel – geben Sie natürlichen Präparaten den Vorzug
- keine chemischen Pflegemittel (Ohren, Haut etc.) – auch über die Haut können leberbelastende Substanzen aufgenommen werden
- Vorsicht beim Spaziergang mit gespritzten und gegüllten Feldern sowie unbekannten Gewässern – jeglicher Kontakt mit Toxinen (Giften) sollte soweit möglich vermieden werden
- Vorsicht vor für Hunde sehr giftigen xylitolhaltigen Lebensmitteln wie z. B. Kuchen, Kekse, Schokolade, Desserts etc. Sie können schon in kleinsten Mengen Leberschädigungen bishin zu akutem Leberversagen auslösen. Bitte auf keinen Fall füttern und außer Reichweite des Hundes aufbewahren.