Erkrankungen der Leber
- Grundsätzliches
- Mögliche Lebererkrankungen
- Rassedispositionen
- Wie erkenne ich eine Lebererkrankung bei meinem Hund?
- Ursachen für Lebererkrankung
Grundsätzliches
Chronische Erkrankungen und Funktionsstörungen der Leber beim Hund sind relativ weit verbreitet, werden aber häufig erst in einem späten Stadium als solche erkannt.
Die Ursache dafür liegt unter anderem darin, dass die Leber ein enormes Regenerierungsvermögen zeigt, so dass Beeinträchtigungen der Leberfunktion häufig spontan wieder abheilen, ohne durch auffällige äußere Symptome bemerkt zu werden.
Zudem sind die anfänglichen Krankheitssymptome meistens wenig spezifisch. So können z. B. eine vermehrte Empfindlichkeit gegen Parasitenbefall, eine allgemeine Neigung zur Futtermittelunverträglichkeit oder ein rezividierendes Ekzem erste Hinweise auf eine eventuell vorliegende Leberstörung geben. Erst bei weit fortgeschrittenen Beeinträchtigungen der Leberfunktion treten dann Symptome in leberspezifischer Art auf und können anhand eines Blutbildes als chronische Lebererkrankungen verifiziert werden.
Auch bei akuten Lebererkrankungen, die z. B. mit Appetitverlust, Erbrechen, Durchfall und Konditionsverlust einhergehen, sind zwar erhöhte Leberenzymaktivitäten im Blut festzustellen, doch aufgrund einer Halbwertszeit von nur – je nach Enzym – 12-60 Stunden, kann es auch hier leicht zu Diagnosen anderer Art kommen. Zudem ist die Anzahl möglicher Erkrankungen der Leber aufgrund ihres großen Funktionsspektrums sehr hoch und die Krankheitsbilder dadurch vielfältig, was das Erkennen nicht leichter macht.
Mögliche Lebererkrankungen
Zu den wesentlichen Erkrankungen der Leber gehören:
- Infektionen wie Leptospirose, H.c.c. (Hepatitis contagiosa canis = ansteckende Leberentzündung des Hundes) etc.
- akute Leberentzündungen unterschiedlichster Genese z. B. durch Vergiftung (Intoxikation) mit Spritzmitteln (Insektiziden, Pestiziden, Herbiziden), Xylitol (künstlichem Zucker), Medikamenten, etc. oder als Folge körperlicher Überlastung u. a.
- Leberkrebs
- Leberabszess
- Leberzirrhose
- Leberverfettung (Lipidose)
- genetisch bedingte Speicherstörungen (z. B. Kupferspeicherkrankheit)
- Lebershunt (portosystemischer Shunt = meist angeborene oder erworbene Gefäßanomalie)
- Stauungsleber ausgelöst durch Herz-Kreislauf-Probleme (z. B. Rechtsherzinsuffizienz)
- akute und chronische Leberfunktionsstörungen
- chronische Leberinsuffizienz
Rassedispositionen
Einige Rassen weisen eine genetische Veranlagung (Disposition) für chronische Leberentzündungen (Hepatitiden) auf. Hierbei unterscheidet man insbesondere die idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) chronische Hepatitis von einer chronischen Hepatitis infolge gesteigerter Kupferspeicherung. Zur idiopathisch chronischen Hepatitis neigen Cocker Spaniel, Labrador Retriever, Dobermann und West Highland White Terrier, zur chronischen Leberentzündung durch eine gestörte Kupferspeicherung zudem auch noch Bedlington Terrier, Skye Terrier und andere Spanielrassen.
Ist man Halter einer dieser Rassen, sollte man diese Leberempfindlichkeit nicht nur bei auftretenden Symptomen berücksichtigen, sondern auch möglichst schon im Vorfeld, Leberbelastungen aller Art minimieren. Hunde dieser Rassen erkranken schneller als andere Hunde, wenn sie mit Umweltgiften und/oder chemischen Medikamenten in Kontakt kommen. Auch ist die Empfindlichkeit in Bezug auf Fütterungsfehler wie z. B. einer Eiweißüberversorgung deutlich höher.>
Wie erkenne ich eine Lebererkrankung bei meinem Hund?
Im Anfangsstadium treten in der Regel sehr unspezifische Symptome wie mangelnder Appetit, gelegentliches bis häufigeres Erbrechen und/oder Durchfallerscheinungen auf. Der Kot ist in vielen Fällen hell gelb gefärbt, kann aber in Ausnahmefällen auch dunkel bis schwarz sein. Auch die Neigung zu Problemen mit den Analdrüsen, so z. B. Analdrüsenentzündungen, ist höher als normal. Zudem nimmt in diesem Stadium die Leistungsfähigkeit des Hundes häufig ab, er wirkt matt, lustlos, hechelt schneller als gewöhnlich und zeigt eventuell vermehrte Neigung zu Ekzemen und Haut- und Fellirritationen.
Die Resistenz gegenüber Parasiten wie Würmern, Flöhen, Milben etc. nimmt ebenfalls ab. Nicht selten wurde ein ständig wiederkehrender Flohbefall, der therapieresistent schien, durch die Einhaltung einer Leberdiät in Verbindung mit angemessenen natürlichen Pflegepräparaten geheilt.
Erst bei Fortschreiten der Erkrankung kann es vermehrt zu Abmagerung und zu einer typischen Gelbfärbung (Ikterus) der Augen (Sklera und Bindehäute) bzw. anderen Schleimhäuten kommen.
In hochgradigen Fällen sind die Hunde nicht mehr belastbar oder apathisch, und durch die Ansammlung von Stoffwechselgiften im Körper können in schweren Fällen zentralnervöse Störungen (z. B. Krampfanfälle) bis hin zum Leberkoma auftreten. Auch die sogenannte Bauchwassersucht (Aszites) kann u. a. ein Spätsymptom verschiedener hochgradiger Lebererkrankungen sein.
Ursachen für Lebererkrankungen
Fütterungsunabhängige Ursachen
Vererbung
Die Vererbung spielt bei Lebererkrankungen eine untergeordnete Rolle. Die bekannteste ererbte Störung ist wohl die Kupferspeicherkrankheit, bei der es durch eine Fehlleistung der Leber zu einer übermäßigen Speicherung bzw. einer zu geringen Ausscheidung von Kupfer kommt. Hierdurch wird eine chronisch aktive Leberentzündung (Hepatitis) ausgelöst.
Chemische Medikamente, Wurmkuren, Mehrfachimpfungen und Präparate der Pflege und Haltung
Laut den Tierärztinnen Melanie Dolezal und Prof. Dr. Romy Heilmann der Uni Leipzig (Kleintier konkret, Ausgabe 4/2018) sind Nebenwirkungen chemischer Medikamente die häufigste Ursache für aktute Leberentzündungen in Verbindung mit akutem Leberversagen (Leberinsuffizienz) beim Hund.
Dies zeigt das enorme Ausmaß von Leberfunktionsstörungen und Leberzellschädigungen, die durch synthetische Substanzen wie chemische Medikamente, chemische Wurmkuren und andere chemische Präparate der Haltung und Pflege ausgelöst werden.
Zu leicht wird vergessen, dass die Leber im Organismus für die Beseitigung und Transformation bzw. Unschädlichmachung der chemischen Stoffe (Gifte) zuständig ist. Dies kann sie bis zu einem gewissen Grad auch ohne weiteres leisten. Voraussetzung hierfür ist allerdings, dass ein maßvoller und angemessener Einsatz insbesondere von chemischen Medikamenten erfolgt.Aus diesem Grund sollte das verantwortungsvolle Abwägen, ob der Einsatz eines Präparates und der Nutzen für das Tier in einem angemessenen Verhältnis zur Belastung u. a. der Leber steht, für den engagierten Tierhalter und Tiermediziner heutzutage selbstverständlich sein. Leider sieht dies in der Praxis aber doch häufig anders aus.
Massenhafter Einsatz von Antibiotika bei Durchfällen, pauschale chemische Entwurmungen auch wenn kein Wurmbefall nachgewiesen wurde sowie Antizeckenpräparate, die komplett unabhängig von dem tatsächlichen Zeckenaufkommen in engsten Abständen verabreicht werden, stellen ein gewaltiges Gesundheitsrisiko für unsere Hunde dar. Hier ist es dringend erforderlich, dass der Einsatz von chemischen Präparaten wieder maßvoller und vernünftiger wird.
Vergiftung des Hundes durch kontaminierte Felder/Gewässer mit Insektiden, Pestiziden, Schwermetallen etc.
Weit verbreitet ist leider auch die Belastung der Hunde durch Pestizide, Insektizide, Rattengift, Pilzgifte oder Pflanzengifte bei Kontamination bzw. direkter Aufnahme. Hierbei kann es von leichten, unbemerkten Schädigungen über mittelgradige Symptome bis hin zu hochgradigen Lebererkrankungen kommen. Bei der hohen „Spritzaktivität" von Landwirtschaft und Hobbygärtnern ist es mittlerweile geradezu eine Herausforderung für den Hundehalter geworden, seinen Hund von diesen Giften fern zu halten.
Überbelastung des Hundes
Eine weitere Ursache für Leberschädigungen stellt die körperliche Überbelastung des Hundes dar. Den meisten Hundehaltern ist diese Gefahr nicht bewusst bzw. es kommt schnell zu Fehleinschätzungen. Dauerndes übermäßiges Trainieren, aber auch eine einmalige totale körperliche Überbeanspruchung können die Leber schädigen. Hierunter fällt selbstverständlich nicht ein sachgerechtes Training in den Bereichen Hundesport, Agility oder Fahrradfahren. Häufiger kommt es bei Welpen und Junghunden zu Problemen, die unkontrolliert bis zur totalen Erschöpfung toben oder zu frühzeitig unangemessen lange „ans Fahrrad genommen“ werden.
Fütterungsabhängige Ursachen
Minderwertige Futterkomponenten
Minderwertige Futterkomponenten fordern generell von der Leber eine höhere Stoffwechselleistung. Einerseits, weil ein weitaus höherer Aufwand für Um-, Auf- und Abbauarbeiten der Leber notwendig ist, um geeignete Nährstoffe für den Organismus bereitzustellen. Andererseits fallen gleichzeitig mehr Stoffwechselabbauprodukte an, die entsorgt werden müssen.
Bakterien- und Mykotoxine
Bakterien- und Mykotoxine sind Stoffwechselgifte, die von Bakterien und Mykosen (Pilzen) gebildet werden und die nicht ausreichend durch Erhitzen, Sterilisieren etc. unschädlich gemacht werden können. Werden Bakterien und Mykosen, die vermehrt in minderwertigem Fleisch, Gemüse und Getreide vorhanden sind, auch erfolgreich zum Absterben gebracht, so bleiben die von ihnen produzierten Gifte häufig vollständig erhalten und gelangen so in den Stoffwechselkreislauf. Die Leber muss dann die Entsorgung übernehmen und wird so schnell an ihre Leistungsgrenze gebracht. Zudem kann es direkt zu einem Absterben von Leberzellen und in besonders schweren Fällen zu einer akuten Leberentzündung kommen.
Minderwertige Fette – zu hoher Fettanteil
Eine besondere Gefahrenquelle bilden minderwertige Fette, die einen hohen Anteil an ranzigen, sogenannten „freien“ Fettsäuren enthalten. Freie Fettsäuren sind in hoher Konzentration lebertoxisch und zerstören im Zuge der Verstoffwechselung eine Vielzahl an Leberzellen.
Ebenfalls ein Problem stellt ein generell zu hoher Anteil an Fett im Futter dar. Hier ist in der Regel bei der Verfütterung von Nassfutter von einem höheren Risiko auszugehen. Der Fettanteil in einem Trockenfutter ist bei den heutigen modernen Herstellungsverfahren wie z. B. der Extrusion schon aufgrund von technischen Gründen begrenzt, so dass kaum das Risiko einer Überversorgung besteht. Anders beim Nassfutter. Hier kann eine minderwertige Fleischqualität im Sinne von „mehr Fett als Protein" nicht nur den Geldbeutel des Herstellers schonen, sondern auch zu extrem hohen Fettgehalten führen. Meistens fällt dies dem Halter und auch vielen Tierärzten nicht so schnell auf, da der Fettgehalt auf der Dose in der Frischsubstanz angegeben wird und somit im direkten Vergleich zur Trockenfutterdeklaration immer noch niedriger erscheint. Richtigerweise muss man bei einem Vergleich der Analysewerte von Nass- und Trockenfutter aber die Prozentanteile des Nassfutters in die Trockensubstanz umrechnen. Dies ist insbesondere bei leberkranken Hunden sehr zu empfehlen.
Unabhängig davon, dass die meisten Hunde durch einen zu hohen Fettgehalt auf Dauer zu Übergewicht tendieren, hat – neben der Bauchspeicheldrüse – auch die Leber in diesem Fall mit der Fettverstoffwechselung arg zu kämpfen.Eiweißüberversorgung
Nicht zuletzt sind Eiweißüberversorgungen eine häufige Ursache von Lebererkrankungen. Eiweißüberversorgungen können durch Futtersorten mit zu hohem Rohproteingehalt oder durch die Zugabe von eiweißhaltigen Zugaben (Quark, Fleisch, Schweineohren, Kaustangen, Trockenpansen etc.) zum Hundealleinfutter ausgelöst werden. Diese Art zu füttern, belastet die Leber unnötig und kann schnell Ursache von Lebererkrankungen werden.
Bei einer Eiweißüberversorgung ist die Leber gezwungen, die nicht benötigten Eiweiße zu Kohlenhydratbausteinen umzuwandeln. Neben der außerordentliche Belastung für die Leber entstehen hierbei erhebliche Mengen an Stoffwechselabbauprodukten (u. a. Ammoniak). Diese können in der Folge natürlich auch andere Stoffwechselorgane, wie z. B. die Nieren schädigen, wenn sie in zu großer Menge anfallen. Darüber hinaus gehört z. B. Ammoniak neben den Phenolen und den Indolen zu den Stoffen, die im Zusammenhang mit Lebererkrankungen als Auslöser von zentralnervösen Störungen betrachtet werden.
Synthetische Zusatzstoffe
Viele synthetische Zusatzstoffe wie z. B. Konservierungsmittel, Antioxidantien, Lock-, Aroma- und Geschmacksstoffe müssen als leberbelastend bzw. als lebertoxisch angesehen werden. Häufig handelt es sich hierbei um nicht oder nur schwer abbaubare Substanzen, die die Leberzellen direkt schädigen. Gleichzeitig kann es aber auch zu einer Speicherung dieser Substanzen in der Leber kommen, wodurch die Funktionsfähigkeit der Leber erheblich beeinträchtigt werden kann.
Synthetische Vitamine und Spurenelemente im Hundefutter
Synthetische Vitamine haben im Gegensatz zu natürlichen Vitaminen (nähere Infos siehe unter „Risiken synthetischer Vitamine" ) den erheblichen Nachteil, dass sie auf unnatürliche Weise u. a. in die hormonelle Regulation der Tätigkeit der Verdauungsenzyme eingreifen. So besteht die Gefahr, dass nicht nur hormonelle Dysfunktionen genereller Art, sondern auch dementsprechende Leberstörungen ausgelöst werden können.
Darüber hinaus kann es bedingt durch die Leber als Speicherorgan, zu erheblichen Funktionsstörungen kommen, wenn – in der Regel hochdosierte Mengen – an synthetischen Vitaminen und Spurenelementen eingelagert bzw. verstoffwechselt werden müssen. Dies gilt insbesondere im Fall von Vitamin A sowie für die Spurenelemente Eisen und Kupfer, die grundsätzlich in der Leber gespeichert werden. Neben einer Beeinträchtigung verschiedener Leberfunktionen kann dies auch zur Zerstörung von Leberzellen führen.