Calcium & Co. in der Welpenfütterung

 

Einleitung

Ob man Hunde züchtet oder einen Welpen aufzieht, die Nährstoffversorgung des heranwachsenden Hundes liegt jedem Hundefreund besonders am Herzen. Weiß man doch, dass Fehler, die bei der Aufzucht gemacht werden, oft negative Folgen für das gesamte Hundeleben haben. Neben der Frage eines angemessenen Eiweißanteils, steht auch die Calciumversorgung immer wieder im Mittelpunkt.

Lange Zeit wurde bezüglich beider Themen oft nach dem Motto verfahren: „Viel hilft viel“. Die Güte eines Hundefutters wurde an der Höhe seines Eiweiß- und Calciumgehaltes gemessen. Die hohen Zahlen an Wachstumsstörungen und Knochenstoffwechselproblemen bei Hunden führten allerdings dazu, dass eine Trendwende eingeleitet wurde. Vorreiter wie Klaus-Dieter Kammerer insbesondere mit seinem Buch „Der Jahrtausendirrtum“, die praktischen Erfahrungen von Tierärzten, Züchtern und Hundehaltern eröffneten eine neuen Blick auf das Thema, den ich im folgenden etwas näher ausführen möchte.

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Aufgaben von Calcium im Organismus

Als lebenswichtiger Mineralstoff übernimmt Calcium im Organismus entscheidende Aufgaben insbesondere innerhalb des Knochenstoffwechsels. Es stabilisiert das Skelett und unterstützt auch weitere wichtige Stoffwechselfunktionen. Darüber hinaus wird Calcium für die Blutgerinnung und innerhalb des Zellstoffwechsels benötigt. Zudem ist Calcium an der Signalübermittlung in der Zelle sowie an der Weiterleitung von Reizen im Nervensystem und in der Muskulatur beteiligt.

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Calciumunterversorgung

Primäre fütterungsbedingte Mineralstoff- und damit auch Calciumunterversorgungen sind bei der Verfütterung eines Hundealleinfutters, ob trocken oder nass, heutzutage nahezu ausgeschlossen. Sind doch fast alle auf dem Markt erhältlichen Futtersorten stark mit synthetischen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen angereichert. Unterversorgungen treten daher nur selten und dann meistens im Zusammenhang mit selbst zubereiteten Futterrationen auf, aber nur, wenn diese unsachgerecht zusammengestellt wurden. Ebenfalls sehr selten kann es krankheitsbedingt zu einer mangelnden Aufnahme von Calcium im Darm kommen, man nennt dies Malabsorptionssyndrom.

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Calciumüberversorgung

Das weitaus größere Problem sind Mineralstoffüberversorgungen, insbesondere was Calcium betrifft.
Letzteres tritt vor allen Dingen bei Calciumwerten von über 1% in der Trockensubstanz (i. d. TS) auf – und dann in der Regel im Zusammenhang mit der gleichzeitigen Gabe von synthetischem Vitamin D.
Natürlicherweise regt Vitamin D die Aufnahme von Calcium aus dem Magen-Darm-Trakt ins Blut an, reguliert den Calciumstoffwechsel und fördert zudem den Einbau von Calcium in die Knochen. Darum ist eine gute Calciumversorgung des Organismus immer auch eng mit einem ausreichenden Anteil an Vitamin D im Körper verbunden.

Laut Aussage der Deutschen Gesellschaft für Ernährung kann es bei einer natürlichen Ernährungsweise – angemessene Nahrungsmittelauswahl und Mengenverhältnisse vorausgesetzt – nicht zu Calciumüberversorgungen kommen. Werden jedoch calciumhaltige Nährstoffpräparate oder übertragen auf den Hund synthetisch angereicherte Futtersorten gefüttert, kann dies zu erhöhten Calciumkonzentrationen im Blut führen. Insbesondere wenn hohe Gehalte an Vitamin D gleichzeitig – wie im Hundefutter üblich – zum Einsatz kommen. Kalkablagerungen in den Harnwegen, Nierenfunktionsstörungen sowie Nieren- und Blasensteine können die Folge sein. Hierzu sollte man wissen, dass bei Welpen und Junghunden bereits leichte Nierenfunktionsstörungen schnell zu Wachstumsproblemen führen können. Darum sind Calciumüberversorgungen in der Ernährung von heranwachsenden Hunden in jedem Fall zu vermeiden.

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Das Calcium-Phosphor-Verhältnis

Das Calcium-Phosphorverhältnis spielt innerhalb der Ernährung von Hunden ebenfalls eine bedeutende Rolle. Laut Quelle Jürgen Zentek, Ernährung des Hundes, sollte das Verhältnis optimalerweise in Abhängigkeit des Alters des Hundes zwischen 1,3 bis 2 : 1 liegen, niemals aber unter 1:1.

Wichtig ist das Ca-P-Verhältnis aufgrund der Tatsache, dass bei beiden Mineralstoffen die Einregulierung der Konzentration im Blut über die gleichen Steuerelemente erfolgt und diese somit voneinander abhängen – also interdependent sind.

Die Calcium- und Phosphatkonzentrationen im Blut werden über die Hormone der Schilddrüse (Calcitonin) und der Nebenschilddrüse (Parathormon) sowie dem Stereoidhormon Calcitriol (Vitamin D) einreguliert. Das Parathormon wird von der Nebenschilddrüse abgesondert und fördert die Bereitstellung von Calcium im Blut. Gleichzeitig senkt es den Phosphatspiegel, indem die Ausscheidung von Phosphat über die Nieren angeregt bzw. die Resorption über die Nieren gehemmt wird. Calcitriol dagegen, das aus der Niere stammt, stimuliert sowohl die Calcium - als auch die Phosphatresorption in Niere und Darm. Es fördert dadurch die Mineralisierung der Knochen.

Das Hormon Calcitonin ist der natürliche Gegenspieler des Parathormons, spielt aber im Vergleich zu den beiden anderen Hormonen eine etwas untergeordnete Rolle (Quelle: viamedici.thieme.de). Es senkt den Calcium- und Phosphatspiegel im Blut, indem es Einfluss auf Knochen- und Nierenzellen nimmt.

Wie man sehen kann, ist die Einregulierung des Calcium- und Phosphathaushalts eine komplexe Angelegenheit, die einer strengen Balance bedarf, um die lebensnotwendigen Blutspiegel von Calcium und Phosphat zu erhalten. Generell kann man sagen, dass jede nachhaltige Irritation bzw. jeder unsachgerechter, unnatürliche Eingriff in dieses Regulationssystem – z. B. in Form von hohen Calciumgaben in Verbindung mit synthetischem Vitamin D – zu erheblichen Problemen führen und im Endeffekt Ursache für viele Erkrankungen sein kann.

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Was passiert bei einer Calciumüberversorgung?

Durch hohe Calciumwerte im Futter in Verbindung mit synthetischem Vitamin D kommt es zu einer allgemeinen, unnatürlichen Anregung (Forcierung) des gesamten Calciumstoffwechsels im Körper. So wird die Resorption von Calcium im Darm gesteigert und der Calciumspiegel im Blut steigt.
Der Organismus ist bestrebt den Calciumspiegel in streng vorgegebenen Grenzbereichen zu halten, die je nach Alter des Hundes unterschiedlich sein können. Daher reagiert er auf ein Überangebot anfangs mit einer vermehrten Einlagerung von Calcium in dafür vorgesehene Depots. Spezialisierte Knochenzellen, die sogenannten Osteoblasten lagern in diesem Fall das überschüssige Calcium in den Knochendepots ein. Dadurch sinkt der Calciumspiegel im Blut wieder auf den regulären Stand. Diese körpereigenen Depots haben den Vorteil, dass bei erhöhtem Bedarf an Calcium, das eingelagerte Calcium leicht wieder ausgelagert werden kann und somit im Blut zur Verfügung steht. Hierfür sind andere Knochenzellen verantwortlich, die sogenannten Osteoklasten.

Wird der Hund aber dauerhaft mit zu viel Calcium versorgt oder liegen Erkrankungen vor wie z. B. Fehlfunktionen der Schild- und Nebenschilddrüsen, Nierenerkrankungen oder Krebs, die zu einer Hyperkalzämie (Calciumüberschuss im Blut) führen, können Symptome wie übermäßiger Durst, Erbrechen, Muskelschwäche, Herzrhythmusstörungen etc. auftreten. Zudem kann überschüssiges Calcium an ungeeigneten Stellen im Körper eingelagert werden, z. B. in den Organen, der Muskulatur oder dem Unterhautzellgewebe. Letztendlich sind Nierenfunktionsstörungen, Knochenstoffwechselprobleme sowie bei Welpen und Junghunden daraus resultierende Wachstumsstörungen die Folge.

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Wie kann es zu einer Schädigung des Skeletts kommen?

Bei einem anhaltenden Calciumüberschuss im Blut kann es zu einer nachhaltigen Dysfunktion der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen kommen. Diese äußert sich z. B. in einer fortdauernd verstärkten Calciumausscheidung über den Urin. Dadurch werden nicht nur die Calciumdepots in den Knochen geleert, sondern eine gefährliche Entmineralisierung der Knochen setzt ein.

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Wie entsteht ein Calciummangel trotz Calciumüberversorgung?

Ein weiterer unangenehmer Nebeneffekt einer permanenten Calciumüberversorgung betrifft die Fähigkeit des Körpers, Calcium in die Knochen ein- und auszulagern. Die Bildung von Osteoklasten, also den Knochenzellen, die Calcium bei erhöhtem Bedarf wieder aus den Knochen freisetzen, wird eingeschränkt bzw. eingestellt. Diese Funktion schläft sozusagen ein, weil der Calciumbedarf dauerhaft übersättigt ist und somit keine Osteoklasten mehr benötigt werden.

Kommt es nun aber zu einer Stresssituation für den Hund, wird er krank oder stehen Ereignisse wie z. B. eine Geburt an, steigt der Calciumbedarf schnell über die im Blut zur Verfügung stehende Menge an. Da die Anzahl der Osteoklasten nicht ausreicht bzw. keine Osteoklasten mehr zur Verfügung stehen, um Calciumreserven aus den Depots freizusetzen, entsteht in diesem Moment ein akuter Calciummangel. Diesen kann der Organismus nicht mehr allein ausgleichen. Dieser Fall liegt z. B. bei der Eklampsie der Zuchthündin vor. Hier kommt es durch eine permanente Calciumüberversorgung in der Trächtigkeit zu einem hochgradigen Calciummangel während bzw. kurz nach der Geburt. In der Regel kann dieser nur durch Calciuminfusionen aufgefangen werden.

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Auswirkung auf die Zinkversorgung

Ein weiterer Mineralstoff – genauer gesagt ein Spurenelement, das insbesondere in der Aufzucht von jungen Hunden von Bedeutung ist – ist Zink. Unter anderem deshalb, weil Zink und Calcium im Stoffwechsel des Organismus ebenfalls eng miteinander verknüpft sind.
Zink ist im Organismus an den verschiedensten Stoffwechselvorgängen im Zusammenhang mit Kohlenhydraten, Lipiden, Proteinen und Nukleinsäuren beteiligt. Es hat einen entscheidenden Einfluss auf die zelluläre Abwehr, die Fortpflanzungsfähigkeit und das Wachstum. Unter normalen Umständen ist ein Zinkmangel nicht zu erwarten, da Zink dem Organismus des Hundes wirklich nur in Spuren zugeführt werden muss. Zudem übersteht Zink – wie die meisten anderen Spurenelemente und Mineralstoffe übrigens auch – selbst die rüdesten Herstellungsprozesse unbeschadet.

Entscheidend an Zink ist: Es dient als Paradebeispiel für die komplexen Zusammenhänge und Wechselwirkungen innerhalb des Mineralstoffwechsels. Die Zinkabsorption, die unter normalen Umständen unproblematisch ist, kann durch hohe Mengen an Calcium, Eisen und Kupfer entscheidend gestört bzw. erheblich eingeschränkt werden. Wird z. B. ein Futter mit einem hohen Gehalt an Calcium, Eisen oder Kupfer gefüttert oder ergänzt man die Fütterung noch zusätzlich mit Vitamin- und Mineralstoffpräparaten etc., kann dies in der Folge leicht zu Wachstumsverzögerungen, Hodenatrophie, Fortpflanzungsstörungen, Haut- und Fellproblemen sowie zu Dysfunktionen des Immunsystems führen.

Eingedenk dieser Tatsache sollte man sich an dieser Stelle fragen, ob man durch die jahrelange Befolgung der Empfehlung, Futtersorten mit hohen Calciumwerten zu wählen und zusätzlich Calciumpräparate an Zuchthündinnen und Welpen bzw. Junghunde zu verabreichen, nicht letztendlich Fruchtbarkeitsprobleme, Wachstumsstörungen und eine Vielzahl anderer Probleme selbst provoziert hat – im guten Glauben, das Beste zu tun.

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Calciumüberversorgungen von Anfang an vermeiden

Trockenfütterung

Seitdem die Fütterung mit Fertigfutter in der Hundeernährung Einzug gehalten hat, haben sich die angeblich wissenschaftlich so exakt definierbaren Calciumbedarfswerte des Hundes zum Teil gravierend verändert. So wurden lange Zeit Empfehlungen gegeben, zu den stark mit Calcium und Vitamin D angereicherten Hundealleinfuttermitteln noch Futterkalk, Calciumampullen etc. beizufüttern – insbesondere bei tragenden bzw. laktierenden Hündinnen und wachsenden Hunden. Die Folge hiervon war nicht, wie von vielen Futterexperten, Tierärzten und Futtermittelherstellern versprochen, ein Rückgang, sondern eine Steigerung der Rate an Hunden mit Wachstumsstörungen, HD, Eklampsie, Knochenstoffwechselstörungen und anderen Erkrankungen.

FRISCH-Fütterung

Nicht nur im Bereich der Trockenfütterung, sondern auch im Bereich der FRISCH-Fütterung nehmen die Folgen einer überhöhten Calciumzugabe leider wieder zu. Auch hier werden aus mangelndem Vertrauen z. B. in eine reine und richtig durchgeführte FRISCH- oder BARF-Fütterung zunehmend mehr synthetische Vitamin- und Mineralstoffzusätze eingesetzt. Dies bleibt nicht ohne Wirkung. Die Verquickung einer natürlichen FRISCH- oder BARF-Fütterung mit synthetischen Zusätzen ist nicht nur inkonsequent – sie birgt auch viele Gefahren in sich. Wer natürlich füttern möchte, sollte den Mut aufbringen, der Natur ein wenig mehr zu vertrauen.

Unsere Empfehlung: Moderater Calciumanteil – keine synthetischen Vitamine

In unserer Beratungspraxis gehen wir schon seit Jahren mit Erfolg einen anderen Weg. Unsere Empfehlung: Moderate Calcium- und Mineralstoffgehalte und der Verzicht auf synthetische Vitamine. Und dies ganz unabhängig davon, wie man füttert, ob nass, trocken oder selbst zubereitet. Ein Calciumanteil in der Trockensubstanz (i. d.TS) von ca. 0,63% für erwachsene Hunde sowie für Welpen und Junghunde von ca. 0,73% (i. d. TS) bezogen auf die Gesamtration hat sich bewährt. Im Zusammenspiel mit qualitätvollen Zutaten, artgerechten Rezepturen sowie einem ebenfalls moderaten Eiweißanteil auch in der Wachstumsphase stellt eine bewährte und erfolgreiche Alternative dar. Naturbelassen und artgerecht zu füttern, bietet die Chance, Wachstumsstörungen von Anfang an zu vermeiden.

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Aktualisiert Oktober 2021

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